26.10.2024
Pilzsaison mit Tücken Zahlreiche Vergiftungsfälle beim Giftnotruf

Gesundheitsgefahr beim Sammeln: Zahlreiche Anfragen zu Pilzvergiftungen beim Giftnotruf

Derzeit häufen sich bei den Giftnotrufzentralen in Deutschland Anfragen besorgter Bürger, die befürchten, giftige Pilze gegessen zu haben. Die feuchte Witterung der letzten Wochen bietet ideale Bedingungen für das Pilzwachstum und lockt viele Menschen in die Wälder. Doch die Gefahr, dabei versehentlich giftige Exemplare zu sammeln, ist groß.

Wie Andreas Schaper, Toxikologe am Giftinformationszentrum (GIZ) Nord, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur berichtete, gingen dort allein im September rund 80 Anfragen zu möglichen Pilzvergiftungen ein. „Wir haben noch keine Auswertung für den Oktober, aber es sind jede Woche einige Fälle und auch schwere“, so Schaper.

Besonders gefährlich ist der hochgiftige Knollenblätterpilz, der leicht mit essbaren Champignonarten verwechselt werden kann. „Typisch ist, dass die Magen-Darm-Probleme erst etwa acht bis zwölf Stunden nach dem Verzehr auftreten“, erklärt Schaper. Bei Verdacht auf eine Knollenblätterpilzvergiftung sollte daher umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Auch in anderen Teilen Deutschlands ist die Situation ähnlich. So werden beispielsweise am Universitätsklinikum Essen seit Mitte Oktober vier Patienten mit akutem Leberversagen nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen behandelt. In Münster erhielt eine Patientin mit schwerer Pilzvergiftung sogar eine Spenderleber.

Experten warnen vor falscher Sicherheit durch Apps und Bücher

Andreas Stürer, Leiter der Giftnotrufzentrale an der Mainzer Universitätsmedizin, berichtet ebenfalls von einer hohen Anzahl an Anrufen. „Im Moment geht es steil nach oben“, so Stürer. Die Anfragen reichen von besorgten Bürgern, die einen Knollenblätterpilz lediglich berührt haben, bis hin zu Menschen mit heftigen Symptomen nach dem Verzehr größerer Mengen unbekannter Pilze.

Sowohl Schaper als auch Stürer betonen, dass Apps und Bücher nicht ausreichen, um giftige von ungiftigen Pilzen sicher zu unterscheiden. „Wir empfehlen Kurse bei sogenannten Pilzsachverständigen“, rät Schaper. Diese Experten könnten die gesammelten Pilze bestimmen und so gefährliche Verwechslungen ausschließen.

Kleinkinder und Migranten besonders gefährdet

Besonders gefährdet sind laut GIZ Nord Kleinkinder, die beim Spielen im Freien unbemerkt giftige Pilze essen könnten. „Das gehört ja zur normalen Entwicklung, dass sie alles in den Mund nehmen“, erklärt Schaper. Auch Migranten, die mit den heimischen Pilzarten nicht vertraut sind, seien einer erhöhten Gefahr ausgesetzt.

Die Gefahr durch Pilzvergiftungen sollte daher nicht unterschätzt werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Pilze nur in Begleitung erfahrener Sammler suchen oder auf den Verzehr selbst gesammelter Pilze ganz verzichten.

Quellen:

    - https://www.zeit.de/news/2024-10/26/giftnotruf-erhaelt-aktuell-viele-anfragen-zu-pilzvergiftungen - https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/viele-anfragen-bei-giftnotrufzentrale-in-mainz-wegen-pilzen-102.html
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