Die Netflix-Dokumentation „Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur“ von Graham Hancock hat seit ihrer Veröffentlichung für Aufsehen und Kontroversen gesorgt. In der Dokuserie reist Hancock um die Welt und untersucht archäologische Stätten, um seine Theorie zu untermauern, dass eine fortgeschrittene prähistorische Zivilisation existierte, die durch eine globale Katastrophe ausgelöscht wurde.
Hancock, der sich selbst als Journalist bezeichnet, stellt die etablierte Geschichtsschreibung infrage und behauptet, dass viele der archäologischen Entdeckungen falsch interpretiert oder ignoriert werden. Er argumentiert, dass die Beweise auf eine hochentwickelte Zivilisation hindeuten, die lange vor den bekannten antiken Kulturen existierte. Diese Zivilisation, so Hancock, verfügte über fortschrittliche Technologie und Wissen, die durch eine Katastrophe, möglicherweise eine große Flut, verloren gingen. Die Überlebenden dieser Katastrophe sollen dann ihr Wissen an die späteren Zivilisationen weitergegeben haben.
Hancocks Theorien stoßen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf breite Ablehnung. Archäologen und Historiker kritisieren seine Arbeit als pseudowissenschaftlich und werfen ihm vor, Beweise zu ignorieren oder zu verzerren, die seiner Theorie widersprechen. Sie argumentieren, dass es keine stichhaltigen Beweise für die Existenz einer solchen prähistorischen Hochkultur gibt und dass Hancocks Interpretationen der archäologischen Funde spekulativ und unhaltbar sind.
Trotz der Kritik war die erste Staffel von „Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur“ ein großer Erfolg für Netflix. Die zweite Staffel, die sich auf den amerikanischen Kontinent konzentriert, wurde im Oktober 2024 veröffentlicht und löste erneut Kontroversen aus.
In der neuen Staffel reist Hancock unter anderem nach White Sands in New Mexico, wo Fußabdrücke gefunden wurden, die die Theorie der Clovis-First-Kultur in Frage stellen. Er besucht auch den Amazonas-Regenwald, wo er die Geoglyphen untersucht, riesige geometrische Muster, die in den Boden geätzt sind. Hancock sieht in diesen Funden weitere Beweise für seine Theorie einer prähistorischen Hochkultur.
„As reported by Der Standard“ hat die zweite Staffel von „Ancient Apocalypse“ zu heftigen Diskussionen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft geführt.
Obwohl Hancocks Theorien von der Wissenschaft weitgehend abgelehnt werden, haben sie ein großes Publikum gefunden. Die Netflix-Dokumentation hat das Interesse an Archäologie und Geschichte neu entfacht und viele Menschen dazu gebracht, die etablierte Geschichtsschreibung zu hinterfragen.
Kritiker befürchten jedoch, dass die Dokumentation zu einer Verzerrung der Geschichte und einer Verbreitung von Pseudowissenschaft beiträgt. Sie betonen die Bedeutung wissenschaftlicher Methoden und die Notwendigkeit, Beweise kritisch zu hinterfragen.
„Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur“ ist eine kontroverse Dokumentation, die die Grenzen zwischen Wissenschaft und Spekulation verwischt. Während die Serie sicherlich unterhaltsam ist und zum Nachdenken anregt, sollten die Zuschauer Hancocks Theorien mit Vorsicht genießen und sich bewusst sein, dass sie von der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler abgelehnt werden.
Quelle: FAZ.NET
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Uwe Ebbinghaus
Redakteur im Feuilleton.