Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies zeigte sich in einem aktuellen Interview vorsichtig optimistisch hinsichtlich der Rettung der finanziell angeschlagenen Meyer Werft in Papenburg. „Ich würde schon sagen, dass wir zwei Drittel des Weges geschafft haben“, sagte der SPD-Politiker, warnte jedoch gleichzeitig vor allzu großer Euphorie.
Die Meyer Werft, einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen, steht vor einer existenziellen Krise. Durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat das Unternehmen eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro zu schließen. Die Verträge für die Kreuzfahrtschiffe, die vor der Pandemie abgeschlossen wurden, sehen keine Anpassungen an die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vor. Dies führt zu erheblichen finanziellen Belastungen, da die Werft rund 80 Prozent des Kaufpreises erst bei Ablieferung der Schiffe erhält und den Bau mit Krediten zwischenfinanzieren muss.
Die niedersächsische Landesregierung hat ihre Bereitschaft zur Unterstützung der Meyer Werft mehrfach betont. Ministerpräsident Stephan Weil und Wirtschaftsminister Olaf Lies drängen darauf, dass das Unternehmen seinen Firmensitz von Luxemburg zurück nach Deutschland verlegt. „Ja, so sehen wir das“, antwortete Weil auf die Frage, ob dieser Schritt eine zwingende Voraussetzung für staatliche Hilfe sei.
Bereits im Frühjahr dieses Jahres wurde der Sanierungsexperte Ralf Schmitz in die Geschäftsführung der Meyer Werft geholt, der nun den Abbau von 440 Stellen in Papenburg angekündigt hat. Diese Maßnahme stieß auf Widerstand von Betriebsrat, IG Metall und der Landesregierung.
Wirtschaftsprüfer haben der Meyer Werft eine positive Prognose ausgestellt. Das vorläufige Sanierungsgutachten, das von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte erstellt wurde, bescheinigt der Werft Kreditwürdigkeit und Sanierungsfähigkeit. Werftchef Bernd Eikens und Sanierer Ralf Schmitz äußerten sich optimistisch und sind überzeugt, die Meyer Werft wieder auf Wachstumskurs bringen zu können. Allerdings liege „noch eine Wegstrecke vor uns“, räumten Eikens und Schmitz ein.
Die Meyer Werft muss bis zum Jahr 2028 insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro aufbringen. Dabei handele es sich nicht um Subventionen, sondern um übliche Kredite, um Investitionen zu tätigen. Gespräche mit Banken, dem Land Niedersachsen und dem Bund laufen bereits, jedoch gibt es noch keine endgültigen Ergebnisse.
Minister Olaf Lies betonte die Rolle des Bundes als verlässlichen Partner in der Krise. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat kürzlich deutlich gemacht, welchen Stellenwert die Werft hat und dass der Bund an der Seite Niedersachsens steht, um eine Lösung zu finden. „Noch gibt es keine endgültige Entscheidung, aber wir ringen tagtäglich darum“, so Lies.
Die Meyer Werft ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niedersachsen, sondern auch ein bedeutender Arbeitgeber. Insgesamt sind weit mehr als 20.000 Arbeitsplätze von der Werft abhängig. Die Sicherstellung der Werft ist daher ein Kernelement der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.
„Wir sprechen über weit mehr als 20.000 Arbeitsplätze, die insgesamt von der Werft abhängig sind“, sagte Lies. „Gemeinsam mit dem Bund und unseren Ansprechpartnern in der Werft befinden wir uns in sehr konstruktiven Gesprächen. Unser Ziel ist es, bis zum 15. September eine Lösung zu finden.“
Trotz der optimistischen Signale gibt es auch kritische Stimmen, die an der Rettung der Werft zweifeln. Im politischen Berlin fragen einige, wie sichergestellt werden kann, dass der eingeschlagene Weg erfolgreich ist. Lies bleibt jedoch überzeugt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den richtigen Kurs eingeschlagen haben und erfolgreich sein werden.“
Für die Meyer Werft bleibt es eine Herausforderung, bis Mitte September die wirtschaftliche Situation zu sichern und frisches Kapital zu generieren. Perspektivisch soll ein privater Investor gefunden werden, was jedoch einen entsprechenden Vorlauf benötigt.
Die Rettung der Meyer Werft ist eine komplexe und zeitkritische Aufgabe, die sowohl Unterstützung vom Land Niedersachsen als auch vom Bund erfordert. Mit positiven Signalen aus dem Sanierungsgutachten und einer konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten gibt es jedoch berechtigte Hoffnung, dass die Meyer Werft wieder auf Erfolgskurs gebracht werden kann. Minister Olaf Lies bleibt optimistisch, mahnt jedoch zur Vorsicht: „Zwei Drittel des Weges sind geschafft, aber das heißt nicht, dass nichts mehr passieren kann.“
