19.10.2024
Ukraines Rüstungsoffensive: Eigenproduktion verdreifacht als Antwort auf den Konflikt
Im Schatten des Krieges: Ukraine verdreifacht eigene Waffenproduktion Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 befindet sich das Land in einer andauernden Auseinandersetzung um seine Souveränität und territoriale Integrität. Angesichts der Herausforderungen hat die Ukraine einen bemerkenswerten Schritt unternommen, um ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken: Die Verdreifachung ihrer eigenen Rüstungsproduktion im Jahr 2023. Olexander Kamyschin, Minister für strategische Industrien der Ukraine, verkündete die Steigerung der heimischen Waffenproduktion. Er betonte, dass fast ein Drittel des Wirtschaftswachstums des Landes, welches 4,9 Prozent betrug, auf die Rüstungsbranche zurückzuführen sei. In den über 500 Unternehmen, die größtenteils privat geführt werden, sind etwa 300.000 Arbeiter beschäftigt. Die signifikante Zunahme der Produktion betrifft verschiedene Waffengattungen und Munitionstypen. Beispielsweise wurde die Herstellung von Mörsergranaten um das 42-fache erhöht und die von Artilleriegranaten beinahe verdreifacht. Während bei Granaten mit NATO-Kaliber von 155 Millimetern noch eine Abhängigkeit von westlichen Lieferungen besteht, ist der Aufbau einer eigenen Produktion geplant. Probleme bei der Versorgung mit Schießpulver, das global knapp ist, verzögern allerdings diesen Prozess. Die Ukraine ist zudem in der Lage, monatlich sechs selbstfahrende Haubitzen des Typs Bohdana zu produzieren. Auch die Fertigung von Schützenpanzern und gepanzerten Fahrzeugen wurde erheblich gesteigert. Dennoch kann der Eigenbedarf bei Weitem nicht gedeckt werden. Der staatliche Rüstungskonzern Ukroboronprom gab bekannt, dass keine Kampfpanzer produziert werden, allerdings wurden die Reparaturkapazitäten für westliche Panzermodelle im Land verbessert. Die ukrainischen Streitkräfte stützen sich bereits auf eine Vielzahl von Drohnen aus eigener Produktion. Im Jahr 2024 sollen über eine Million First-Person-View-Drohnen sowie mehr als 1.000 Langstreckendrohnen mit einer Reichweite von über 1.000 Kilometern gefertigt werden. Das eigene Raketenprogramm unterliegt strenger Geheimhaltung, doch Minister Kamyschin versicherte, dass man intensiv daran arbeite, um russisches Gebiet erreichen zu können. Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zuversichtlich über die Zukunft der ukrainischen Rüstungsindustrie. Er ist überzeugt, dass die Ukraine im Laufe der Zeit zu den zehn führenden Rüstungsproduzenten der Welt aufsteigen kann. Der Rüstungssektor trage nicht nur zur Stärkung der Verteidigung bei, sondern fördere auch das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung im Land. Die Abhängigkeit von ausländischer Militärhilfe, insbesondere aus den USA, bleibt jedoch weiterhin hoch. Dort ist die Zukunft weiterer Waffenlieferungen ungewiss, da politische Auseinandersetzungen im Kongress die Freigabe neuer Mittel blockieren. Europa konnte seine Versprechen an Munitionslieferungen bislang ebenfalls nicht einhalten, und die Lieferung von Kampfflugzeugen wie der F-16 verzögert sich. In diesem Spannungsfeld versucht die Ukraine, ihre Unabhängigkeit zu stärken und die eigene Rüstungsproduktion auszubauen. Dieser Schritt ist auch als Signal an die internationale Gemeinschaft zu verstehen, dass das Land entschlossen ist, seine Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen und sich gegen die russische Aggression zu behaupten.
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