Im niedersächsischen Wattenmeer ist in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Rückgang der Brutbestände von Sandregenpfeifer und Säbelschnäbler zu verzeichnen. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Staatlichen Vogelschutzwarte beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hervor. Wie die Zeit eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur wiedergab, basieren die Erkenntnisse auf Auswertungen des Brutvogel-Monitorings für 28 heimische Küstenvogelarten im Zeitraum von 1990 bis 2018.
Besonders drastisch fiel der Bestandsrückgang beim Sandregenpfeifer aus. Wurden in den 1980er Jahren noch über 400 Brutpaare an der niedersächsischen Küste und auf den Inseln gezählt, waren es 2018 nur noch rund 150 Paare. Trotz intensiver Schutzmaßnahmen und einer leichten Erholung in den letzten Jahren gilt der Sandregenpfeifer in Niedersachsen inzwischen als stark gefährdet. Bundesweit wird die Art sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft.
Als Gründe für die Gefährdung des Sandregenpfeifers nennen Wissenschaftler Störungen am Brutplatz, den Verlust von Lebensraum sowie eine Zunahme von Raubsäugern. Wie vom NLWKN berichtet, gehört der Sandregenpfeifer im gesamten Wattenmeer zu den Brutvogelarten mit den stärksten Bestandsrückgängen.
Beim Säbelschnäbler sieht die Entwicklung ähnlich negativ aus. Laut dem Bericht gingen die Brutbestände von knapp 2.500 Paaren im Jahr 1993 auf deutlich unter 1.000 Paare im Jahr 2018 zurück. Besonders dramatisch war der Einbruch der Vorkommen in der Leybucht und am Dollart.
Während Sandregenpfeifer und Säbelschnäbler zu den Verlierern gehören, konnten die Experten bei anderen Vogelarten positive Bestandsentwicklungen feststellen. "Vor allem bei der Brandgans und bei der Eiderente sind die Brutbestände in den vergangenen Jahrzehnten erfreulicherweise gestiegen", erklärte Thorsten Krüger von der Staatlichen Vogelschutzwarte. Auch bei Kiebitz und Brachvogel hätten sich die Bestände auf den Inseln und in den Außendeichbereichen des Festlands zumindest stabilisieren können.
Insbesondere auf den Ostfriesischen Inseln zeigen Schutzmaßnahmen laut dem NLWKN eindeutig Wirkung. Dort hätten sich viele Vogelbestände seit 1993 insgesamt erholt. "Die Größe des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und seine Schutzzonen sind Erfolgsgaranten, die es vielen Vogelarten ermöglichen, ungestörte Brutplätze zu finden", betonte Krüger.
Das Brutvogel-Monitoring, bei dem viele Freiwillige und Ehrenamtliche mithelfen, ist laut dem Landesbetrieb wichtig, um die Bestandsentwicklungen langfristig verfolgen zu können. "Um Schutzgebiete für Vögel effektiv zu betreuen und die Wirkung von Naturschutzmaßnahmen überprüfen zu können, braucht es ein langfristiges Brutvogel-Monitoring", erklärte Krüger.
Für die Auswertung der Jahre ab 2018 wollen die Wissenschaftler nun unter anderem in den Blick nehmen, welche Auswirkungen die Vogelgrippe, die zuletzt immer wieder in Seevogelkolonien grassierte, auf die Bestände hat.
Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-01/20/weniger-sandregenpfeifer-und-saebelschnaebler-an-der-kueste
https://www.waddensea-worldheritage.org/sites/default/files/2022_Ecosystem41_MigratoryBirds.pdf
https://stats.sovon.nl/stats/soort/5410
https://datazone.birdlife.org/species/factsheet/22693190