19.10.2024
Rücktritt nach Regenbogenfahnen-Entscheidung in Neubrandenburg

Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt tritt zurück

Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) hat seinen Rücktritt für Mai 2025 angekündigt. Dieser Entscheidung ging ein mehrheitlicher Beschluss der Stadtvertretung voraus, die Regenbogenfahne am Bahnhof nach mehreren Angriffen nicht mehr zu hissen. Wie die Zeit berichtet, wurden in der Vergangenheit die Flaggen in der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern mehrmals gegen Fahnen mit Hakenkreuzen ausgetauscht.

Bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung in Berlin äußerte sich Witt nun zu den Hintergründen seines Rücktritts. Laut einem Mitschnitt des NDR sagte er: „Da ist schon 'ne Menge passiert, da ist schon 'ne Menge Druck, der ausgeübt wird.“ Dieser Druck habe sich irgendwann auf sein Umfeld, seinen Ehemann, seine Familie und Freunde ausgewirkt. Ein Schlüsselerlebnis sei eine morgendliche Whatsapp-Nachricht seiner Mutter gewesen: „Heute ist es nicht so schlimm, was in der Zeitung steht.“

Witt setzte sich für ein weltoffenes Neubrandenburg ein

In der Vergangenheit hatte sich Witt für ein weltoffenes und tolerantes Neubrandenburg eingesetzt, unter anderem als Schirmherr von Christopher-Street-Day-Veranstaltungen. In den sozialen Medien zeigte sich der 45-Jährige auch selbst mit der Regenbogenfahne. Seine reguläre Amtszeit würde noch bis 2029 dauern. Witt ist seit 2015 Oberbürgermeister der drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Er wurde im Jahr 2022 mit großem Vorsprung vor seinem einzigen Gegenkandidaten wiedergewählt.

Die Linksfraktion im Landtag bezeichnete die Entscheidung der Stadt, die Regenbogenfahne nicht mehr zu hissen, als „beschämendes Signal“. Jutta Wegner, Landtagsabgeordnete der Grünen, zeigte sich nach Witts Bekanntgabe bestürzt: „Die zahlreichen Angriffe, die er in den letzten Jahren ertragen musste, bereiten mir Sorge. In der Stadtvertretung, aber auch in der Stadtgesellschaft sind Stimmen laut geworden, die für Spaltung und Hetze und nicht für einen fairen Umgang eintreten.“

Am Donnerstag fand am Mittag eine Mahnwache vor dem Bahnhof statt, um ein Zeichen gegen den Beschluss der Stadt zu setzen. Laut Polizeiangaben protestierten rund 200 Menschen friedlich – mit zahlreichen Regenbogenfahnen.

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