19.11.2024
Russisches Gas in Österreich Umweg über den Markt

Russland bleibt wichtige Gasquelle für Österreich

Obwohl Gazprom, der russische Gasriese, die direkten Lieferungen an den österreichischen Energiekonzern OMV eingestellt hat, fließt weiterhin russisches Gas nach Österreich. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, bezieht die OMV vermehrt Gas über die europäischen Handelsplätze, um den Lieferausfall zu kompensieren. Auf diesen Börsen wird Gas ohne Herkunftskennzeichnung gehandelt, wodurch die Herkunft verschleiert wird. Der Standard bestätigt ebenfalls reduzierte Gasflüsse am Knotenpunkt Baumgarten, die jedoch nicht vollständig ausbleiben. Das Gas wird nun vermutlich über andere Händler in Zentraleuropa und Österreich verteilt.

Der Lieferstopp von Gazprom an die OMV erfolgte am frühen Samstagmorgen, dem 16. November 2024, um 6 Uhr, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet. Gazprom hatte den Stopp nur zwölf Stunden zuvor angekündigt, obwohl einige Experten einen späteren Zeitpunkt im November erwartet hatten. Auslöser für den Lieferstopp war ein Rechtsstreit zwischen Gazprom und der OMV über Schadenersatzzahlungen in Höhe von 230 Millionen Euro, die ein Schiedsgericht der OMV zugesprochen hatte. Die OMV beabsichtigte, diese Summe mit laufenden Gazprom-Rechnungen zu verrechnen, was Gazprom mit dem Lieferstopp beantwortete. Wie die Tagesschau berichtet, hatte sich Österreich jedoch bereits auf dieses Szenario vorbereitet und alternative Bezugsquellen erschlossen.

Bundeskanzler Karl Nehammer versicherte, dass die Gasversorgung Österreichs gesichert sei. Die Gasspeicher seien zu rund 90 Prozent gefüllt, was einem Jahresbedarf entspreche. Auch die Regulierungsbehörde E-Control sieht laut Deutschlandfunk keine Gefahr einer Gasmangellage, selbst bei einem vollständigen Ausfall russischer Lieferungen über zwei Winter. Ein Teil der in Österreich gespeicherten Gasmenge gehört allerdings Deutschland. Experten gehen davon aus, dass die vorhandenen Mengen ausreichen, um Österreich über ein bis zwei Winter zu bringen, wie die Tagesschau berichtet. Allerdings wird der Lieferstopp die Gaspreise voraussichtlich erhöhen.

Österreich hatte bis zuletzt einen Großteil seines Gases aus Russland bezogen. Wie SRF berichtet, lag der Anteil russischer Gasimporte im August noch bei 82 Prozent. Der Lieferstopp markiert somit einen bedeutenden Schritt in der Abkehr Österreichs von russischen Energielieferungen. Die OMV betont, dass alle Kunden weiterhin mit nicht-russischem Gas beliefert werden können. Künftig soll Gas aus Norwegen, aus eigener Produktion oder als Flüssigerdgas über Deutschland oder Italien importiert werden. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) kommentiert den Lieferstopp als Ende der besonderen Beziehung zwischen Österreich und Russland und sieht darin einen Weckruf für eine klarere Positionierung Wiens gegenüber Moskau.

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