Safe Sport im deutschen Turnen: Zwischen Missbrauchsvorwürfen und Reformhoffnung
Deutscher Turnsport im Krisenmodus: Missbrauchsvorwürfe und Hoffnung auf Veränderung
Der deutsche Turnsport ist nach schwerwiegenden Missbrauchsvorwürfen, die insbesondere den Bundesstützpunkt Stuttgart betreffen, in eine tiefe Krise geraten. Mehrere Turnerinnen haben ihre Erfahrungen öffentlich gemacht. Athleten Deutschland sieht in dieser schwierigen Situation, wie die Zeit berichtet, auch eine Möglichkeit zur positiven Veränderung des Systems.
Maximilian Klein, der stellvertretende Geschäftsführer von Athleten Deutschland, zeigte sich laut Zeitungsberichten erschüttert über die Berichte der betroffenen Turnerinnen. Gleichzeitig betonte er das positive Potenzial des zeitgleich eingeführten Safe Sport Codes. Dieser Kodex soll Millionen Sportlerinnen und Sportlern einen besseren Schutz vor Gewalt und Missbrauch bieten und einen effektiveren Umgang mit solchen Fällen gewährleisten. Klein räumt ein, dass die Implementierung des Codes Zeit benötigt und Fehler dabei nicht ausgeschlossen sind. Er sieht den Deutschen Turner-Bund (DTB) jedoch als Vorreiter in der Aufarbeitung solcher Vorfälle, wie es bereits in der Vergangenheit, beispielsweise in Chemnitz, der Fall war. Er vertraue dem DTB eine angemessene Durchführung des Aufarbeitungsprozesses zu.
Klein erwartet, dass durch die verstärkte Arbeit an der Safe-Sport-Struktur und die verbesserten Angebote für Betroffene und Hinweisgeber weitere Fälle ans Licht kommen werden. Diesen Prozess bezeichnet er als "schmerzhaft", aber unerlässlich für eine positive Entwicklung. Wie verschiedene Medien berichten, wurde "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch" sowie untragbare Zustände am Stützpunkt Stuttgart angeprangert. Zwei Trainer wurden daraufhin vorläufig suspendiert, und sowohl der DTB als auch der Schwäbische Turnerbund untersuchen die Vorfälle.
Auch andere Athletinnen haben sich öffentlich geäußert. Kim Janas, eine ehemalige Turnerin, kritisierte laut Tagesspiegel die Missstände im deutschen Turnen, insbesondere den Umgang mit Verletzungen, Ernährung und Gewicht. Die Frankfurter Rundschau berichtet über weitere schwerwiegende Vorwürfe einer Athletin, die anonym bleiben möchte, und beschreibt, wie sie "wie ein Gegenstand" behandelt wurde.
Die Diskussion um Bundestrainer Gerben Wiersma, der trotz früherer Missbrauchsvorwürfe in den Niederlanden nach Stuttgart kam, verschärft die Situation zusätzlich. Kritiker, darunter auch betroffene Turnerinnen, äußern laut Frankfurter Rundschau Zweifel an der Entscheidung des DTB.
Der Tagesspiegel berichtet außerdem, dass der DTB erneut auf die Vorwürfe reagiert und betont hat, dass die Behebung der Missstände Zeit benötige. Die Athletenvertretung, so die Mindener Tageblatt, sieht in den öffentlichen Vorwürfen eine Chance zur Verbesserung und hebt die "Vorreiterrolle" des Verbandes hervor. Auch die Grafschafter Nachrichten berichten über die Stellungnahme von Athleten Deutschland und zitieren Klein mit den Worten, dass die Aufarbeitung dem DTB zuzutrauen sei.
Der deutsche Turnsport steht vor einer enormen Herausforderung. Die angekündigten Untersuchungen und Maßnahmen des DTB werden von der Öffentlichkeit kritisch verfolgt, und der Druck auf den Verband, einen grundlegenden Wandel herbeizuführen, ist immens.
Quellen:
- https://www.zeit.de/news/2025-01/07/athleten-deutschland-turn-skandal-auch-chance-zur-besserung
- https://www.mt.de/weltnews/sport/sportnews/Athleten-Deutschland-Turn-Skandal-auch-Chance-zur-Besserung-24016603.html
- https://www.gn-online.de/sportwelt/athleten-deutschland-turn-skandal-auch-chance-zur-besserung-561972.html
- https://www.volksfreund.de/sport/sportmix/
- https://www.fr.de/sport/sport-mix/turn-skandal-in-deutschland-weitere-athletin-erhebt-schwere-beschuldigungen-93496910.html
- https://www.tagesspiegel.de/sport/archiv/2025/01/07
- https://www.volksstimme.de/panorama/polizeieinsatz-in-halberstadter-innenstadt-3977481
- https://www.mz.de/panorama/mehrere-ausfalle-zum-trainingsstart-bei-union-berlin-3977496