19.10.2024
Sanierung der Deutschen Bahn: Minister Wissing fordert umfassendes Konzept

Deutsche Bahn: Wissing fordert Deutsche Bahn zu Sanierungskonzept auf

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die Deutsche Bahn (DB) zu einem umfassenden Sanierungskonzept aufgefordert. In einer Pressekonferenz in Berlin betonte der FDP-Politiker, dass die betrieblichen Kennzahlen dringend verbessert werden müssten. Insbesondere die wirtschaftliche und organisatorische Situation der DB sei unzureichend und erfordere sofortige Anpassungen.

Wissing verwies auf die erheblichen Verluste, die im Güter- und Fernverkehr verzeichnet wurden, und machte deutlich, dass die Pünktlichkeit der Züge in einem besorgniserregenden Zustand sei. Die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs sei nicht akzeptabel, was die Notwendigkeit eines Sanierungskonzepts unterstreiche. Der Minister forderte die DB auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Pünktlichkeit bereits während der laufenden Infrastruktursanierungen kurzfristig zu verbessern.

Ein zentrales Anliegen von Wissing ist die bessere Auslastung der Züge im Fernverkehr. Die DB müsse Wege finden, um ihre Züge wirtschaftlicher zu betreiben, was entweder durch attraktive Preisgestaltungen für weniger ausgelastete Verbindungen oder durch die Akquise neuer Geschäftskunden geschehen könne. Wissing sprach sich klar gegen die Stilllegung von Bahnstrecken aus, da dies die Erreichbarkeit und Mobilität der Bevölkerung beeinträchtigen würde.

Finanzielle Situation der Deutschen Bahn

Die finanzielle Lage der Deutschen Bahn ist angespannt. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro, was die Dringlichkeit von Einsparmaßnahmen verdeutlicht. Finanzvorstand Levin Holle hatte bereits angekündigt, dass in den kommenden Jahren etwa 30.000 Stellen abgebaut werden sollen, jedoch nicht im operativen Zugbetrieb. Wissing äußerte sich zurückhaltend zu der Frage, ob diese Zahl ausreiche, um die finanzielle Stabilität der DB zu gewährleisten.

In einem internen Papier des Ministeriums wird darauf hingewiesen, dass die DB ihre Doppelstrukturen abbauen und die Personalproduktivität erhöhen müsse. Zudem sollten Investitionen außerhalb der Infrastruktursanierung kritisch überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Mittel effizient eingesetzt werden.

Sanierungskonzept und Handlungsfelder

Wissing legte dar, dass er von der Deutschen Bahn ein Sanierungskonzept erwartet, das in der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats beraten und beschlossen werden soll. Er nannte sieben Handlungsfelder, auf die sich das Konzept konzentrieren sollte. Der Minister forderte eine regelmäßige Berichterstattung über die Fortschritte in diesen Bereichen, um sicherzustellen, dass die gesetzten Ziele erreicht werden.

Die DB muss sich unter anderem mit folgenden Aspekten auseinandersetzen:

- Verbesserung der Pünktlichkeit - Optimierung der Auslastung der Züge - Reduzierung von Managementstrukturen - Anpassung an extreme Wetterbedingungen - Steigerung der Effizienz in der Planung und Durchführung von Infrastrukturprojekten - Intensivierung der Digitalisierung im Betriebsablauf - Überprüfung der Investitionen in neue Züge und deren Standardisierung

Wissing betonte, dass es nicht nur um die Verbesserung der Infrastruktur gehe, sondern auch um betriebliche Maßnahmen, die notwendig seien, um die Deutsche Bahn auf einen erfolgreichen Kurs zu bringen. Er forderte eine enge Überwachung der Fortschritte und kündigte an, dass er persönlich über Abweichungen vom Zielpfad informiert werden möchte, um rechtzeitig intervenieren zu können.

Ausblick und Erwartungen

Der Minister äußerte die Erwartung, dass die DB bis 2027 ein funktionierendes Sanierungsprogramm umsetzen könne, das kontinuierliche Verbesserungen bringe. Er wies darauf hin, dass die DB in der Vergangenheit in einem schwierigen Zustand war und dass der Bund bereits erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt habe, um die Infrastruktur zu sanieren. Dennoch sei es nun an der DB, die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer betrieblichen Kennzahlen zu unternehmen.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Deutsche Bahn in der Lage ist, die geforderten Maßnahmen umzusetzen und ihre Pünktlichkeit sowie Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Wissing hat klar gemacht, dass die Zeit drängt und dass die DB nun gefordert ist, konkrete Ergebnisse zu liefern.

Insgesamt zeigt die Situation der Deutschen Bahn, dass umfassende Reformen notwendig sind, um die Herausforderungen im Schienenverkehr zu bewältigen und die Mobilität der Bevölkerung sicherzustellen. Die kommenden Schritte werden sowohl für die DB als auch für die Fahrgäste von großer Bedeutung sein.

Quellen: dpa, WirtschaftsWoche, Zeit Online

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