19.10.2024
Schutz und Prävention: Schulungsinitiativen für Mitarbeiter in Notfallpraxen

Gewalt in Notfallpraxen: Schulungen des Landeskriminalamts für Mitarbeiter

In den Notfallpraxen in Baden-Württemberg ist das Personal zunehmend mit Gewalt konfrontiert. Berichte über Beleidigungen, Bedrohungen und sogar physische Angriffe sind keine Seltenheit mehr. Um dem entgegenzuwirken, bietet das Landeskriminalamt (LKA) spezielle Schulungen für die Mitarbeiter dieser Einrichtungen an. Diese Schulungen zielen darauf ab, den Umgang mit aggressiven Patienten zu verbessern und die Sicherheit im Arbeitsalltag zu erhöhen.

Hintergrund der Schulungen

Die Notfallpraxen in Baden-Württemberg sind zu Zeiten geöffnet, wenn Hausärzte keine regulären Sprechstunden anbieten. Diese Einrichtungen werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) betrieben und sind eine wichtige Anlaufstelle für Patienten, die dringend medizinische Hilfe benötigen. Laut Angaben des LKA haben sich die Aggressionsdelikte in medizinischen Einrichtungen in den letzten Jahren deutlich erhöht. Während 2019 noch 816 Fälle in der polizeilichen Kriminalstatistik verzeichnet wurden, stieg die Zahl im Jahr 2023 auf 1.047 Fälle. Die Delikte reichen von einfacher Körperverletzung über Raub bis hin zu versuchtem Totschlag.

Schulungsinhalt und Zielsetzung

In den Monaten Juni und Juli wurden etwa 100 Mitarbeiter von Notfallpraxen durch Präventionsfachleute des LKA geschult. Präsident Andreas Stenger des LKA betont, dass Gewalt im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden in Notfallpraxen ein besorgniserregendes Phänomen sei. Neben den physischen Angriffen sind auch psychische Folgen für die Betroffenen zu beobachten, die das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter erheblich beeinträchtigen können.

Die Schulungen umfassen nicht nur den Umgang mit aggressiven Patienten, sondern auch präventive Maßnahmen, um solche Situationen zu vermeiden. Stenger erläutert, dass effektive Prävention weit mehr sei als die unmittelbare Intervention bei akuten Bedrohungen. Die Strategie des LKA zielt auf eine langfristige Sensibilisierung der Mitarbeiter ab, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.

Erweiterung des Schulungsangebots

Ein Pilotversuch in Stuttgart, der sich mit der Prävention von Gewalt in Notfallpraxen beschäftigte, stieß auf große Resonanz. Aufgrund des Erfolgs wurde das Schulungsangebot auf ganz Baden-Württemberg ausgeweitet. Neben der Schulung des Personals wird auch auf mögliche Anpassungen von baulichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen hingewiesen, um Aggressionen von vornherein zu vermeiden.

Auswirkungen auf die Mitarbeiter

Die Erfahrungen der Mitarbeiter in Notfallpraxen sind alarmierend. Viele berichten von einem Anstieg an gewalttätigen Vorfällen, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische Schäden hinterlassen können. Das Gefühl der Unsicherheit und die ständige Angst vor Übergriffen beeinträchtigen nicht nur die Arbeitsfähigkeit, sondern auch die Lebensqualität der Beschäftigten. Die Schulungen des LKA sollen dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter zu stärken und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um in kritischen Situationen angemessen zu reagieren.

Fazit

Die Schulungen des Landeskriminalamts für Mitarbeiter von Notfallpraxen sind ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Sicherheit in diesen Einrichtungen. Angesichts der steigenden Gewaltbereitschaft ist es unerlässlich, dass das Personal gut auf solche Situationen vorbereitet wird. Die Kombination aus Schulung und baulichen sowie organisatorischen Anpassungen könnte dazu beitragen, die Gewalt in Notfallpraxen nachhaltig zu reduzieren und ein sicheres Umfeld für Patienten und Mitarbeiter zu schaffen.

Quellen: Zeit Online, dpa.

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