Am Flughafensee in Berlin wurde eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Eine Zwergdommelfamilie hat dort erfolgreich vier Jungvögel aufgezogen. Diese seltene Art, die in den Schilfgebieten von Gewässern lebt, ist in Deutschland als gefährdet eingestuft und hat in den letzten Jahren stark unter dem Rückgang ihrer Lebensräume gelitten.
Die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) gilt als der kleinste Reiher Europas. Mit einer Körpergröße von etwa 30 bis 38 Zentimetern ist sie ein scheuer und schwer zu beobachtender Vogel, der sich bevorzugt in dichten Schilfbeständen aufhält. Diese Vögel sind vor allem für ihre Fähigkeit bekannt, sich nahezu unsichtbar zu machen, indem sie sich in das Schilf einfügen und bewegungslos verharren.
Die Entdeckung der Zwergdommel am Flughafensee ist besonders bemerkenswert, da es sich um das einzige Brutgebiet dieser Art in Berlin in diesem Jahr handelt. Der Naturschutzbund (Nabu) berichtete, dass die ersten Sichtungen der Elternvögel bereits Anfang Juli stattfanden. Die Beobachtungen wurden von öffentlichen Wegen aus gemacht, was es vielen Naturfreunden ermöglicht, die Aufzucht der Jungvögel zu verfolgen.
Trotz der erfolgreichen Brutzeit am Flughafensee ist die Zukunft der Zwergdommel in Deutschland unsicher. Der Vogel steht auf der Roten Liste der Brutvögel und wird sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene als gefährdet eingestuft. Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Population ist der Verlust von Schilfgebieten, die als Lebensraum und Jagdgebiet dienen. Frank Sieste, der Leiter der Nabu-Arbeitsgruppe, wies darauf hin, dass seit 2018 ein massives Schilfsterben am Flughafensee beobachtet wurde.
Diese Veränderungen in der Umwelt haben gravierende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Zwergdommel. Die Zerstörung von Schilfgebieten wird durch verschiedene Faktoren verursacht, darunter menschliche Eingriffe, Umweltverschmutzung und Klimaveränderungen. Diese Einflüsse führen dazu, dass die Nahrungsgrundlage und die Brutplätze für die Vögel immer knapper werden.
Der Naturschutzbund (Nabu) engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der Zwergdommel und ihrer Lebensräume. Die Organisation hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Schilfgebiete am Flughafensee zu erhalten und zu regenerieren. Dazu gehören unter anderem die Durchführung von Pflegearbeiten in den Schilfbeständen sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung dieser Lebensräume.
Die Beobachtungen der Zwergdommel und ihrer Jungvögel sind nicht nur ein Zeichen für den Erfolg der Naturschutzmaßnahmen, sondern auch ein wichtiger Hinweis auf die Notwendigkeit, weiterhin aktiv für den Schutz gefährdeter Arten zu kämpfen. Der Nabu appelliert an die Öffentlichkeit, sich für den Erhalt der natürlichen Lebensräume einzusetzen und auf die Bedrohungen hinzuweisen, die viele Tierarten, einschließlich der Zwergdommel, betreffen.
Die erfolgreiche Brutzeit der Zwergdommel am Flughafensee ist ein positives Zeichen inmitten der Herausforderungen, mit denen diese Art konfrontiert ist. Es zeigt, dass durch gezielte Naturschutzmaßnahmen und das Engagement von Organisationen wie dem Nabu Fortschritte erzielt werden können. Dennoch bleibt die Situation angespannt, und es ist entscheidend, dass die Bemühungen zum Schutz der Schilfgebiete und der darin lebenden Arten fortgesetzt werden.
Die Zwergdommel ist ein faszinierendes Beispiel für die Vielfalt der Tierwelt und die Herausforderungen, denen sie gegenübersteht. Ihre Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die natürlichen Lebensräume zu schützen und zu bewahren, um die Artenvielfalt für zukünftige Generationen zu sichern.
Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, B.Z. Berlin.
