19.10.2024
Spannungen im amerikanischen Wahlkampf: Harris und Trump im Fokus

Wahlkampf in Amerika: Trump verstört Teile der eigenen Partei

In den Vereinigten Staaten hat die heiße Phase des Wahlkampfs begonnen, die durch den Labor Day, der am ersten Montag im September gefeiert wird, eingeleitet wird. In diesem Jahr steht die Präsidentschaftswahl im Vordergrund, bei der Kamala Harris als Kandidatin der Demokraten antritt. Ihr Wahlkampfteam hat bereits vor Übermut gewarnt, während Donald Trump, der republikanische Herausforderer, zunehmend nervös wirkt und widersprüchliche Botschaften sendet.

Kamala Harris auf Wahlkampftour

Kamala Harris startete ihre Wahlkampftour mit einem Besuch bei Gewerkschaftsmitgliedern in Detroit, dem Zentrum der amerikanischen Automobilindustrie. Anschließend reiste sie nach Pittsburgh, einer ehemaligen Stahlarbeiterhochburg. Beide Bundesstaaten, Michigan und Pennsylvania, sind entscheidende Swingstates, die Harris im November gewinnen muss, um die Präsidentschaft zu erringen.

Bei einer Kundgebung in Pittsburgh wurde Harris von Präsident Joe Biden begleitet. Die zentrale Botschaft der beiden war, dass US Steel, ein bedeutender Stahlproduzent, amerikanisch bleiben sollte und nicht von ausländischen Investoren übernommen werden dürfe. Dies zeigt, dass auch die Demokraten das Motto „America first“ für sich beanspruchen können. Harris’ Wahlkampfteam setzt dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit Biden, um dessen Popularität in der weißen Arbeiterschaft zu nutzen.

Harris’ Wahlkampfteam warnt vor Übermut

Aktuellen Umfragen zufolge liegt Harris in Pennsylvania im Schnitt knapp vor Trump, wobei der Vorsprung innerhalb der statistischen Fehlermarge liegt. Die Demokraten konnten seit dem Wechsel des Kandidaten zwar aufholen, jedoch brachte der Parteitag in Chicago Mitte August keinen signifikanten Schub. Harris’ Berater mahnen zur Vorsicht und betonen, dass man als „klarer Underdog“ in die Schlussphase des Wahlkampfs gehe. Jen O’Malley Dillon, die Wahlkampfleiterin, hatte zuvor Bidens Wiederwahlkampagne geleitet und war optimistisch, doch nun ist eine bescheidenere Haltung angesagt.

Die Warnung vor Übermut ist besonders wichtig, da die Erfahrungen von Hillary Clinton vor acht Jahren im Gedächtnis bleiben. Harris ist jedoch keine Außenseiterin; sie verfügt über eine gut gefüllte Wahlkampfkasse und hat mehr als 2000 Kampagnenmitarbeiter in 312 Büros landesweit, was sie in eine starke Position versetzt.

Trump und die Nervosität in der eigenen Partei

Donald Trump hingegen wirkt zunehmend nervös. Er hat den Rat hochrangiger Kongressmitglieder ignoriert, die ihn aufforderten, persönliche Angriffe auf Harris zu vermeiden. Stattdessen sendet er widersprüchliche Botschaften, die sowohl seine Unterstützer als auch Teile seiner eigenen Partei verstören.

In einer aktuellen Äußerung zu Schwangerschaftsabbrüchen in Florida, wo eine neue Regelung eine Frist von sechs Wochen eingeführt hat, äußerte Trump zunächst, dass er für eine Verlängerung der Frist stimmen würde. Einen Tag später korrigierte er sich und erklärte, dass er gegen die Initiative stimmen werde, weil die Demokraten „radikal“ seien. Diese Unsicherheit in der Abtreibungsfrage hat Trump in der Vergangenheit immer wieder begleitet und könnte sich negativ auf seine Wählerschaft auswirken.

Die Abtreibungsdebatte und ihre Auswirkungen

Trump hat in der Vergangenheit sowohl die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, das Grundsatzurteil Roe v. Wade zu kippen, gefeiert als auch die negativen Folgen dieser Entscheidung für die Republikaner erkannt. Er hat seine Position mehrfach relativiert und betont, dass die Bundesstaaten selbst über Abtreibungsfragen entscheiden sollten. Diese Unsicherheit hat dazu geführt, dass er den Zorn konservativer Kreise auf sich gezogen hat, die eine klare Position erwarten.

Kamala Harris hat die Abtreibungsfrage zu einem zentralen Thema ihres Wahlkampfs gemacht. Elizabeth Warren, eine prominente Demokratin, hat kürzlich erklärt, dass Trump Frauen für dumm halte und versuche, seine extreme Wählerschaft zu bedienen, während er die Mehrheit der Amerikaner anlüge. Diese Auseinandersetzung wird auch in den kommenden Wochen eine entscheidende Rolle im Wahlkampf spielen.

Kritik innerhalb der Republikanischen Partei

Die Kritik an Trump wächst nicht nur von Seiten der Demokraten, sondern auch aus den Reihen der Republikaner. Führende Mitglieder der Partei fordern einen Kurswechsel und warnen Trump davor, sich auf persönliche Angriffe zu konzentrieren. Nikki Haley, die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, hat betont, dass die Kampagne nicht gewinnen kann, wenn Trump über die Zuschauerzahlen bei Harris’ Veranstaltungen oder ihre ethnische Herkunft spricht.

Kevin McCarthy, der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, hat Trump geraten, sich auf die politischen Themen zu konzentrieren und nicht auf persönliche Angriffe. Chris Christie, ein ehemaliger Gouverneur von New Jersey, hat Trump geraten, „Wutbewältigungskurse“ zu besuchen, um sich besser auf die Wahl vorzubereiten. Diese Stimmen innerhalb der Republikanischen Partei zeigen, dass die Unterstützung für Trump nicht mehr so ungebrochen ist wie in der Vergangenheit.

Fazit

Der Wahlkampf in Amerika ist in vollem Gange und die Spannungen zwischen den Kandidaten nehmen zu. Während Kamala Harris sich bemüht, eine klare und positive Botschaft zu senden, kämpft Donald Trump mit innerparteilicher Kritik und widersprüchlichen Aussagen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob Harris ihre Position behaupten kann und ob Trump in der Lage ist, die Unterstützung seiner Partei zu sichern.

Die Wahl im November 2024 wird nicht nur für die beiden Kandidaten, sondern auch für die politische Landschaft in den USA von großer Bedeutung sein. Die Entwicklungen in den Swingstates, insbesondere in Pennsylvania und Michigan, werden besonders genau beobachtet werden, da sie entscheidend für den Ausgang der Wahl sein könnten.

Quellen: FAZ.NET, ZDF.de

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