Die Debatte um Missbrauch im deutschen Turnen hält weiter an. Pauline Schäfer-Betz, ehemalige Weltmeisterin am Schwebebalken, erhebt schwere Anschuldigungen und spricht von einem „wiederholten systematischen Versagen“ am Bundesstützpunkt in Stuttgart. Wie die dpa berichtet, kritisiert sie in einem Instagram-Beitrag, dass Verantwortliche für Missstände durch das System geschützt würden und dadurch echte Veränderungen ausblieben. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete am 07.01.2025 über diese Vorwürfe. Schäfer-Betz betont, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen unzureichend seien.
Schäfer-Betz bezieht sich dabei unter anderem auf ihre eigenen Erlebnisse am Bundesstützpunkt Chemnitz. Ende 2020 hatten sie und weitere Turnerinnen ihrer damaligen Trainerin Gabriele Frehse schwerwiegende Vorwürfe gemacht, darunter Mobbing, die Gabe von Medikamenten ohne ärztliche Verschreibung und die Unterdrückung von Kritik. Frehse wies die Vorwürfe zurück. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) beendete dennoch die Zusammenarbeit mit ihr. Nach einem Rechtsstreit mit dem Olympiastützpunkt Sachsen um ihre Kündigung, ist Frehse nun als Auswahltrainerin in Österreich tätig. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz stellte zuvor sämtliche Ermittlungsverfahren ein.
„Ich weiß, wie es ist, in einem solchen System gefangen zu sein“, schreibt Schäfer-Betz auf Instagram und unterstreicht den Mut, der erforderlich ist, um Missstände öffentlich anzuprangern. Sie betrachtet ihre Geschichte nicht als Einzelfall, sondern als Symptom eines systemischen Problems. Wie die FAZ berichtet, hatten zuletzt auch andere Turnerinnen, beispielsweise Tabea Alt und Michelle Timm, Missstände am Stützpunkt Stuttgart öffentlich gemacht und von „systematischem körperlichem und mentalem Missbrauch“ gesprochen.
DTB und Schwäbischer Turnerbund reagierten auf die erneuten Vorwürfe mit der Ankündigung einer Untersuchung. Zwei Trainer wurden vorläufig suspendiert. Schäfer-Betz fordert grundlegende Reformen und „keine oberflächlichen Verbesserungen“. Sie mahnt, dass auch frühere Warnungen ignoriert wurden und das System weiterhin fehlerhaft sei. Athletinnen und Athleten würden nicht ausreichend geschützt.
Quellen:
- dpa
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: Sexualisierte Gewalt (Themenseite)
- ALL NEWS eu (für allgemeine Informationen zum Nachrichtenkontext)