19.10.2024
Ukraine-Krieg: Kyrylo Budanow warnt vor neuer Offensive im Norden

Ukraine-Krieg: Kyrylo Budanow warnt vor neuem Angriff im Norden

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, hat vor einer neuen russischen Offensive an der nördlichen Grenze zu Russland gewarnt. Dem Portal "New Voice" sagte er, es werde eine neue Offensive dort geben, diese sei "sogar bereits im Gange". Weitere Details nannte Budanow wie üblich nicht und beließ es bei Andeutungen. Budanow, der als "Mann ohne Lächeln" bekannt ist, hat bereits mehrere Kriegseinsätze hinter sich und soll – so sagt man – zehn Attentatsversuche überlebt haben. Wenn der 38-Jährige etwas sagt, findet er meist klare, teils provokative Worte, die auch als Teil der psychologischen Kriegsführung gedeutet werden. Nun warnte er im Ukraine-Krieg vor einem Angriff der russischen Truppen aus dem Norden und wirkt von Zweifeln daran fast genervt. "Wissen Sie, diese Situation kommt mir ein bisschen wie ein Witz vor. Zwei Jahre lang, als alle schrien, dass es einen Angriff aus dem Norden geben würde, bestanden wir darauf, dass es nicht dazu kommen würde. Nichts geschah." Doch in dem Moment, in dem die Ukraine warne, dass es einen Angriff aus dem Norden geben werde, würden plötzlich alle beginnen zu fragen: "Vielleicht wird es doch nicht dazu kommen?", so Budanow zu NV und ergänzte mit Nachdruck: "Das wird es! Es geschieht bereits." Ob der Angriff aus dem Norden an der Front von Sumy oder Tschernihiw erfolgen werde, wollte der Geheimdienstchef nicht sagen. Die Begründung: "Wenn ich diese Frage beantworte, werden Sie und ich Panik auslösen. Sagen wir einfach, es gibt Probleme, und sie neigen dazu, schlimmer zu werden." Budanow sprach in dem Interview auch von mehreren Attentats-Versuchen gegen Kremlchef Putin. "Es gab Versuche, Putin zu töten, aber wie man sieht, sind auch diese bislang gescheitert." Konkretere Hinweise gab der General nicht, ebenso wenig teilte er mit, ob sein Dienst oder andere Geheimdienste der Ukraine in solche Pläne involviert sein könnten. Jemandem aus der westlichen Presse habe er bereits gesagt: "Ich werde dieses Jahr leider nicht viele gute Nachrichten haben", so Budanow in dem Interview mit NV weiter. Mit dieser Meinung steht der ukrainische Geheimdienstchef offenbar nicht alleine da: Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War berichtete in ihrer jüngsten Analyse, dass die Ukraine noch bis zum Jahr 2025 in der Defensive bleiben werde. Dabei bezogen sich die Analysten auf Aussagen nicht namentlich genannter westlicher Beamter. Erst im kommenden Jahr könnte das Land in der Lage sein, eine groß angelegte Gegenoffensive durchzuführen, hieß es weiter. Putin verfolge die Strategie "konsequente schleichende Fortschritte zu machen, anstatt schnelle operativ bedeutsame Manöver." In der Ukraine selbst wartet man mit Besorgnis auf die nächste Entwicklung im Krieg. Die russischen Truppen sind in den letzten Wochen und Monaten langsam, aber stetig vorgerückt. Der ukrainische Generalstab berichtete zuletzt regelmäßig von der Aktivität russischer Diversions- und Aufklärungsgruppen im Grenzgebiet. In Sumy deuten aktuelle Meldungen darauf hin, dass die Russen die ukrainische Verteidigung bereits an einzelnen Stellen testen. Der ukrainische Generalstab berichtete in seinen Lageberichten zuletzt regelmäßig von der Aktivität russischer Diversions- und Aufklärungsgruppen im Grenzgebiet. Im Donbass sind die Besatzer auf dem Vormarsch. Südlich der Stadt Nju Jork haben die russischen Truppen die ukrainische Verteidigung überwunden und stehen nun an der südlichen Stadtgrenze. Dieser Abschnitt war bis zuletzt der einzige entlang der mehr als 1000 Kilometer langen Front, wo sich russische und ukrainische Soldaten noch in "alten" Positionen aus den ersten Jahren des Donbasskriegs seit 2014 gegenüberstanden. Die ukrainische Armee kämpft weiterhin um jeden Meter Boden. Der Krieg in der Ukraine ist in seinem zweiten Jahr und zeigt keine Anzeichen von Erleichterung. Die Frage, wie der Krieg enden wird, bleibt offen. Eines ist jedoch sicher: Der Krieg in der Ukraine wird noch lange dauern.
Weitere
Artikel