19.10.2024
Ukraine sucht Unterstützung der USA für gezielte Angriffe in Russland

Ukraine wird USA offenbar potentielle Ziele in Russland vorlegen

Die Ukraine hat sich an die Vereinigten Staaten gewandt, um die Erlaubnis für den Einsatz von weitreichenden Waffen gegen militärische Ziele in Russland zu erhalten. Dies geschieht in einem Kontext, in dem die ukrainische Armee weiterhin unter den Folgen russischer Luftangriffe leidet. Laut Berichten des Pentagons wird der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin heute seinen ukrainischen Amtskollegen Rustem Umjerow in Washington empfangen. Bei diesem Treffen wird Austin Informationen über die aktuelle Gefechtslage erhalten, insbesondere über die Situation im russischen Gebiet Kursk, wie die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh mitteilte.

Wie CNN berichtet, plant die Ukraine, der US-Regierung eine Liste potenzieller Ziele in Russland vorzulegen. Ziel dieser Initiative ist es, das Weiße Haus davon zu überzeugen, die bestehenden Beschränkungen für Angriffe mit weitreichenden Waffen auf russisches Territorium aufzuheben. Ein ukrainischer Beamter wurde in diesem Zusammenhang zitiert, dass solche Angriffe auf russische Befehlsstellen, Flugplätze, Munitionslager und Kasernen dazu beitragen könnten, viele Angriffe im Vorfeld abzuwehren.

Der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, wird ebenfalls an den Gesprächen in Washington teilnehmen. Bislang beschränken die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland auf die Verteidigung der ostukrainischen Stadt Charkiw, was die Möglichkeiten der Ukraine zur Durchführung präventiver Angriffe stark einschränkt.

Aktuelle Lage in der Ukraine

Die Ukraine sieht sich weiterhin den verheerenden Auswirkungen der jüngsten russischen Luftangriffe gegenüber. Aufgrund von Schäden an der Energieinfrastruktur wurden in vielen Landesteilen Stromsperren ausgeweitet. Kiew berichtete, dass aufgrund von Spannungsschwankungen im Stromnetz vier Reaktorblöcke vorübergehend abgeschaltet werden mussten. Ein neuer F-16-Kampfflugzeug der Ukraine stürzte während der Abwehr eines der größten russischen Luftangriffe ab, wobei der in den USA ausgebildete Pilot ums Leben kam.

In der Nacht zum Freitag kam es erneut zu Angriffen russischer Kampfdrohnen auf die Ukraine. Berichten zufolge hat die russische Luftabwehr mehrere ukrainische Drohnen über ihrem eigenen Gebiet abgeschossen, wobei zunächst keine Details zu möglichen Schäden oder Verletzten bekannt wurden.

Folgen der Luftangriffe

Der schwere russische Luftangriff am Montagmorgen führte dazu, dass im Atomkraftwerk Riwne die Reaktoren 1, 3 und 4 vom Netz genommen werden mussten. Die ukrainische Regierung informierte die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) über diese Entwicklungen. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wurde die Leistung im AKW Südukraine erhöht. Aufgrund der Spannungsschwankungen im Netz musste auch der dritte Reaktorblock dieser Anlage abgeschaltet werden.

Die ukrainische Regierung äußerte in einem Schreiben an die IAEA, dass die Russische Föderation weiterhin absichtlich die Energieinfrastruktur der Ukraine angreife. IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi bestätigte diese Informationen und zeigte sich besorgt über die zunehmende Verwundbarkeit des ukrainischen Energienetzes. Er kündigte eine weitere Reise in das russisch besetzte AKW Saporischschja an, um die Sicherheitslage vor Ort zu überprüfen.

Stromsperren und Lebensbedingungen in der Ukraine

Die Auswirkungen der russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur haben zu einer drastischen Ausweitung der Stromsperren in der Ukraine geführt. Der staatliche Versorger Ukrenergo gab bekannt, dass in der Hauptstadt Kiew und in elf weiteren Regionen im Osten und Zentrum des Landes die Stromversorgung über längere Zeiträume unterbrochen wird. Die bisherigen Pläne für gestaffelte Stromabschaltungen wurden vorübergehend außer Kraft gesetzt.

Für viele Stadtteile in Kiew bedeutet dies, dass die Bewohner nur etwa 12 Stunden am Tag Strom haben. Oft fällt mit dem Strom auch die Wasserversorgung aus. Viele Geschäfte, Restaurants und Banken sind gezwungen, mit Dieselgeneratoren einen Notbetrieb aufrechtzuerhalten. Bereits im Frühjahr hatten russische Angriffe viele ukrainische Kraftwerke schwer beschädigt, was die Sorge vor einem extrem schwierigen Winter verstärkt.

Verluste der ukrainischen Luftwaffe

Ein neuer F-16-Kampfflugzeug, der erst kürzlich an die Ukraine geliefert wurde, stürzte während der Abwehr eines russischen Angriffs ab. Die Flugzeuge haben sich als wertvoll erwiesen, indem sie mehrere russische Lenkraketen abfingen. Der Kontakt zu dem verunglückten Flugzeug ging während des Einsatzes verloren, und der Pilot kam dabei ums Leben. Präsident Selenskyj erinnerte in seiner abendlichen Videoansprache an die vielen gefallenen ukrainischen Soldaten und betonte den ungebrochenen Verteidigungswillen der Ukrainer.

Die Ukraine hat seit Beginn des Konflikts im Februar 2022 erhebliche Verluste erlitten, wobei die genauen Zahlen nicht veröffentlicht werden. Experten schätzen die Zahl der gefallenen Soldaten jedoch als höher ein als die offiziell genannten 31.000.

Fazit

Die Ukraine steht vor enormen Herausforderungen, sowohl militärisch als auch in Bezug auf die zivile Infrastruktur. Die Gespräche mit den USA über die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele in Russland könnten entscheidend für die zukünftige Strategie Kiews im Konflikt mit Moskau sein. Währenddessen bleibt die Situation im Land angespannt, und die Bevölkerung leidet unter den Folgen der anhaltenden Angriffe.

Quellen: FAZ, CNN, dpa

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