Markus Braun, der ehemalige Vorstandschef des mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard, bleibt weiterhin in Untersuchungshaft. Dies entschied eine Strafkammer des Landgerichts München im Rahmen eines Haftprüfungsantrags, den der Angeklagte gestellt hatte. Braun befindet sich seit Juli 2020 im Untersuchungsgefängnis und sieht sich schweren Vorwürfen gegenüber, darunter gewerbs- und bandenmäßiger Betrug sowie Untreue.
Die Anklage gegen Braun basiert auf dem Verdacht, dass er zusammen mit Komplizen die Bilanzen des Unternehmens gefälscht hat, was zu einem Schaden von etwa 3,1 Milliarden Euro für kreditgebende Banken führte. Laut Braun wurden Zahlungen des DAX-Konzerns in mehreren Ländern über Drittpartnerfirmen wie Payeasy, Senjo und Al Alam abgewickelt. Diese Behauptungen werden jedoch von der Kammer in Frage gestellt.
Das Gericht hat in einer vorläufigen Würdigung der Beweisaufnahme festgestellt, dass das angebliche Drittpartnergeschäft mit den genannten Firmen nicht stattgefunden hat. Zudem gab es keine Gelder, die durch einen Treuhänder für die Wirecard AG verwaltet wurden. Während Braun diese Vorwürfe bestreitet, konnten seine Angaben bisher nicht durch die Beweisaufnahme bestätigt werden. Die Kammer stellte fest, dass es keinen nachvollziehbaren Grund für die Gewährung von Darlehen ohne Sicherheiten an die betroffenen Unternehmen gegeben habe.
Ein weiterer Grund für die Fortdauer der Untersuchungshaft ist die bestehende Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Ein Gerichtssprecher erklärte, dass der dringende Tatverdacht in Bezug auf die im Haftbefehl genannten Straftaten weiterhin besteht. Das Gericht betonte, dass die Anforderungen an die Beschleunigung des Strafverfahrens, die bei einer so langen Untersuchungshaft besonders hoch sind, eingehalten wurden.
Der Fall Wirecard hat nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch das Vertrauen in die deutsche Finanzaufsicht und die Regulierung des Finanzmarktes erschüttert. Der Skandal, der als einer der größten Betrugsfälle in der deutschen Unternehmensgeschichte gilt, hat weitreichende Konsequenzen für Investoren, Mitarbeiter und die gesamte Branche.
Der Prozess gegen Braun und andere Angeklagte zieht sich bereits über mehrere Monate hin. Die Komplexität der Vorwürfe und die Vielzahl an Beweismaterialien führen zu einem langwierigen Verfahren. Experten gehen davon aus, dass der Fall noch viele Monate in Anspruch nehmen wird, bevor ein endgültiges Urteil gefällt wird.
Die Entscheidung des Landgerichts München, Markus Braun in Untersuchungshaft zu belassen, ist ein weiterer Schritt in einem komplexen und vielschichtigen Verfahren, das die Finanzwelt weiterhin beschäftigt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Hintergründe des Wirecard-Skandals vollständig aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Quellen: dpa, Zeit Online