Die Möglichkeit der Einführung von US-Autozöllen sorgt seit Jahren für Unsicherheit in der deutschen Wirtschaft. Wie die F.A.Z. im Januar 2025 berichtete, rechnet Jan Hatzius, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, weiterhin mit der Einführung solcher Zölle. Im Falle eines Basisszenarios, das Zölle auf chinesische Produkte und Autozölle für Europa und Mexiko beinhaltet, erwartet er einen moderaten Anstieg der Inflation um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte.
Besonders die deutsche Automobilindustrie wäre von US-Autozöllen betroffen. Wie die F.A.Z. im Februar 2019 berichtete, könnten die Preise für deutsche Autos in den USA um bis zu 5000 Dollar steigen, sollten Zölle von 25 Prozent eingeführt werden. Besonders betroffen wären Marken wie Porsche und Audi, die keine Produktionsstätten in den USA haben. Berechnungen des Marktforschungsinstituts IHS Markit, die von der F.A.Z. zitiert wurden, zeigen, dass auch die Preise für in Amerika produzierte Fahrzeuge um bis zu 1800 Dollar steigen könnten.
Das ifo Institut berechnete im Jahr 2019, dass US-Zölle auf Autos die deutschen Autoexporte in die USA langfristig um 50 Prozent reduzieren könnten. Wie vom ifo Institut berichtet, würde die Wertschöpfung der deutschen Automobilindustrie um 7 Milliarden Euro, also etwa 5 Prozent, sinken. Gleichzeitig würde die US-amerikanische Autoindustrie von den Zöllen profitieren, mit einem Anstieg der Wertschöpfung um 25 Milliarden Euro. Gabriel Felbermayr vom ifo Institut schlug eine mögliche Gegenstrategie der EU vor: Zölle auf US-Produkte, die deren Hersteller zu Preissenkungen zwingen würden. Dies wiederum würde Drittstaaten treffen, deren Wirtschaftsleistung um etwa 5 Milliarden Euro sinken könnte.
Eine Studie von Kath und Ribberink aus dem Jahr 2019, veröffentlicht bei Emerald Insight, untersuchte die Auswirkungen von US-Autozöllen auf die deutschen Automobilhersteller. Mithilfe eines Regressionsmodells fanden sie eine signifikant negative Korrelation zwischen Zöllen und PKW-Importen aus Deutschland. Trotzdem zeigten die Ergebnisse, dass deutsche Hersteller gegenüber den prognostizierten Umsatzeinbußen widerstandsfähig wären, selbst im schlimmsten Fall.
Dullien, Stephan und Theobald analysierten 2020 im Springer-Verlag die Auswirkungen eines transatlantischen Handelskonflikts auf die deutsche Wirtschaft. Sie simulierten verschiedene Eskalationsszenarien mit dem makroökonometrischen Globalmodell des National Institute (NiGEM). Ihre Ergebnisse zeigen, dass ein Handelskonflikt, besonders bei Ausweitung der Zölle auf weitere Sektoren und längerer Dauer, der deutschen Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen könnte. Sie berücksichtigten auch die Möglichkeit staatlicher Beihilfen, wie sie die USA bereits im Handelskonflikt mit China eingesetzt hatten, um die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft abzufedern.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/goldman-chefvolkswirt-hatzius-mit-zoellen-auf-autos-muss-deutschland-rechnen-110251765.html
https://www.ifo.de/en/press-release/2019-02-15/ifo-institute-new-us-import-duties-cars-could-reduce-german-car-exports
https://www.emerald.com/insight/content/doi/10.1108/S1745-886220190000014008/full/html
https://link.springer.com/article/10.1007/s10273-020-2694-3
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-handelsstreit/usa-die-sorge-vor-donald-trumps-politik-und-vor-autozoellen-16046259.html?GEPC=s3
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10273-020-2694-3.pdf?error=cookies_not_supported&code=217382cb-480c-4dcb-b42c-ef242ff1583e