Nach Donald Trumps Wahlsieg steht die US-Medienlandschaft vor einer kritischen Selbstreflexion. Wie die F.A.Z. berichtet, fragen sich viele linksliberale Medienhäuser, ob sie an Relevanz verloren haben. Der Rechtsaußen-Podcaster Matt Walsh verkündete bereits in der Wahlnacht auf X (ehemals Twitter), die traditionellen Medien seien „offiziell tot“ und ihre Macht, die öffentliche Agenda zu bestimmen, zerstört. Diese Aussage, so die F.A.Z., spiegelt zwar das Wunschdenken vieler Trump-Anhänger wider, doch die Frage nach der Bedeutung traditioneller Medien drängt sich auf.
Das „New York Magazine“ zitierte Ende Oktober einen anonymen TV-Manager mit den Worten: Ein Trump-Sieg bedeute den Tod der traditionellen Medien in ihrer jetzigen Form. Auch Jeff Bezos, Eigentümer der „Washington Post“, räumte ein, dass viele Amerikaner den Nachrichtenmedien misstrauen. Die Zeitung hatte deshalb auf eine Wahlempfehlung verzichtet, wie die F.A.Z. berichtet.
CNN-Medienreporter Brian Stelter widerspricht dieser Einschätzung jedoch teilweise. Er verweist auf die hohen Zuschauerzahlen am Wahlabend, die zwar niedriger als 2020 lagen, aber immer noch beachtlich waren. Gleichzeitig stellt er fest, dass sich ein wachsender Teil des Publikums alternativen Medien wie Podcasts und YouTube-Kanälen zuwendet, wo die Botschaften von Trump und seinen Verbündeten ungefiltert konsumiert werden können. Laut Stelter sind viele Trump-Wähler der Meinung, die Medien schadeten Amerika. Die Frage sei, ob sich dieses Misstrauen überwinden lasse.
Ein wichtiger Aspekt ist die Wahl der Kommunikationskanäle. Die Demokraten werden dafür kritisiert, einflussreiche Plattformen wie den Podcast von Joe Rogan ignoriert zu haben, wie die F.A.Z. berichtet. Ezra Klein von der „New York Times“ rät der US-Linken zu mehr Neugier und weniger Verachtung gegenüber Andersdenkenden.
Die traditionellen Medien, so die F.A.Z., könnten von diesem Ansatz lernen. Um wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen, müssten sie sich auch mit Meinungen auseinandersetzen, die sie bisher nicht ernst genommen haben. Ein Beispiel für den Verlust an Glaubwürdigkeit ist die späte Berichterstattung über den Gesundheitszustand von Joe Biden. Das „Wall Street Journal“ hatte das Thema bereits Wochen vor der Wahl aufgegriffen, wurde aber dafür kritisiert, wie die F.A.Z. berichtet.
Brian Stelter wirft die Frage auf, ob die Medien die Perspektiven der Trump-Wähler stärker berücksichtigen müssten. Trump selbst hat bereits mit Vergeltungsmaßnahmen gegen kritische Medien gedroht, was die Frage nach Selbstzensur aufwirft. Die Reaktion auf den Verzicht der „Washington Post“ auf eine Wahlempfehlung – ein Abonnentenverlust von rund 250.000 – zeigt, wie sensibel das Publikum auf solche Entscheidungen reagiert, so die F.A.Z.
Die US-Medien stehen vor großen Herausforderungen. Sie müssen sich mit dem Misstrauen eines Teils der Bevölkerung auseinandersetzen, neue Kommunikationswege erschließen und gleichzeitig ihre Glaubwürdigkeit bewahren. Ob es ihnen gelingt, sich den veränderten Bedingungen anzupassen, wird die Zukunft zeigen.
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