Die Zukunft der Sitzbänke in Deutschlands Wäldern ist ungewiss. Wie die Zeit (Zeit Online, 03.11.2024) berichtet, führt der Klimawandel zu mehr abgestorbenen Bäumen und Ästen, was die Verkehrssicherungspflicht der Waldbesitzer erhöht. Die Kosten für Kontrolle, Instandhaltung und Sicherung der Bänke steigen, wodurch viele Eigentümer erwägen, die Bänke abzubauen. Besonders im Südwesten Deutschlands hat sich eine Debatte darüber entzündet.
Das Problem liegt in der Verkehrssicherungspflicht, die aus der allgemeinen Schadenersatzpflicht abgeleitet wird. Waldbesitzer haften für Schäden, die durch atypische Gefahren entstehen, wie beispielsweise durch herabfallende Äste auf einer aufgestellten Bank. Die Kosten für die regelmäßige Kontrolle und Instandhaltung der Bänke, insbesondere nach Stürmen, belasten die Eigentümer zusätzlich. Laut Finanzministerium liegen die Kosten für die zweimalige jährliche Kontrolle einer Parkbank zwischen 120 und 160 Euro, wobei die Forstkammer diese Schätzung als zu niedrig ansieht, besonders wenn marode Bäume im Umfeld der Bänke gefällt werden müssen.
Der Abbau von Sitzbänken hätte negative Auswirkungen auf den Tourismus, wie das Wirtschaftsministerium befürchtet. Rastmöglichkeiten tragen maßgeblich zum positiven Wandererlebnis bei, insbesondere bei längeren Touren. Das Ministerium verweist auf Fördermöglichkeiten für Kommunen, die Sitzbänke als Teil der touristischen Infrastruktur errichten wollen.
In Schömberg im Nordschwarzwald, einem beliebten Kurort, sollen 60 von 400 Ruhebänken abgebaut werden. Der Grund: Im Umfeld der Bänke befinden sich marode Bäume, die ein potenzielles Risiko darstellen und somit die Verkehrssicherungspflicht auslösen. Der Deutsche Wanderverband schlägt vor, die Verkehrssicherungspflicht in die Hände der öffentlichen Hand zu legen, ähnlich wie in der Schweiz, wo Wanderwege zum Verkehrswegenetz gehören und staatlich finanziert werden. Die derzeitige Überarbeitung des Bundeswaldgesetzes bietet die Gelegenheit, die Interessen von Wanderern und Waldbesitzern gleichermaßen zu berücksichtigen.
Die Bayerischen Staatsforsten setzen auf alternative Modelle, wie das Projekt in Schwabach zeigt (Quelle: Bayerische Staatsforsten). Hier wurden in Zusammenarbeit mit einer sozialen Initiative metallfreie und chemisch unbehandelte Bänke aus heimischem Holz aufgestellt, die nach ihrer Nutzungsdauer vor Ort verrotten können. Die Kosten für die Bänke wurden zum Teil durch Fördermittel gedeckt. Auch im Naturwald „Knetzberge-Böhlgrund“ wurden neue Sitzgruppen aus regionalem Holz aufgestellt, um den Erholungswert für Waldbesucher zu steigern (Quelle: Bayerische Staatsforsten).
Die Diskussion um die Zukunft der Sitzbänke im Wald zeigt den Konflikt zwischen Verkehrssicherungspflicht, Kostendruck und dem Wunsch nach Erholung in der Natur. Es bleibt abzuwarten, welche Lösungen gefunden werden, um Wanderern auch weiterhin Rastmöglichkeiten zu bieten und gleichzeitig die Waldbesitzer zu entlasten.
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