28.11.2024
Wasserstoffzukunft Deutschlands Herausforderungen und Unsicherheiten

Deutschlands Wasserstoffträume auf dem Prüfstand

Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für eine klimafreundliche Energiezukunft in Deutschland. Die anfängliche Euphorie ist jedoch einer realistischeren Betrachtung der erheblichen Hürden gewichen. Ein Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 28.11.2024 unterstreicht die wachsenden Zweifel an der Umsetzbarkeit der ambitionierten Wasserstoffpläne.

Wasserstoff, vor allem die grüne Variante, die mit erneuerbaren Energien produziert wird, wird als Schlüssel zur Dekarbonisierung schwer elektrifizierbarer Industriesektoren gesehen. Stahlindustrie, Chemie, Düngemittelproduktion und Raffinerien spielen hier eine zentrale Rolle. Die Stahlindustrie habe ein besonders großes Interesse an klimaneutralen Gasen, betonte Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats, gegenüber der FAZ. Auch Gaskraftwerke sollen zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden.

Die vorherige Bundesregierung trieb den Aufbau eines Wasserstoffmarktes intensiv voran. Der Bau eines Kernnetzes für die Versorgung großer Verbraucher ist bereits gesetzlich verankert und wird laut Thomas Gößmann, Chef des Netzbetreibers Thyssengas, definitiv realisiert. Offen bleibt jedoch die Finanzierungsfrage, insbesondere die im Haushaltsentwurf 2025 vorgesehenen Mittel für die Nationale Wasserstoffstrategie. Wichtige Gesetze wie das H2-Beschleunigungsgesetz und das Kraftwerkssicherheitsgesetz stehen zudem noch aus.

Die anfängliche Zuversicht ist zuletzt geschwunden. Geplante Wasserstoffpipelines aus Dänemark und Norwegen verzögern sich oder wurden komplett aufgegeben. Energiekonzerne wie Uniper und RWE zögern Investitionen in Elektrolyseure aufgrund der geringen Nachfrage hinaus. Auch der Stahlhersteller Thyssenkrupp hat den Bau einer mit Wasserstoff betriebenen Direktreduktionsanlage infrage gestellt. Der Ausfall dieser Anlage, die ein wichtiger Abnehmer für grünen Wasserstoff wäre, würde den Markthochlauf erheblich behindern, so Thomas Gößmann.

Experten wie Frank Peter von Agora Energiewende schätzen, dass die Stahlindustrie in einem klimaneutralen Deutschland rund 15 Prozent des gesamten Wasserstoffbedarfs decken wird. Werner Ponikwar, Vorstandsvorsitzender des Elektrolyseur-Herstellers Thyssenkrupp Nucera, unterstreicht zwar die Bedeutung von Wasserstoff für die Energiewende, warnt aber gleichzeitig vor übertriebenen Erwartungen und einer „falschen Wahrnehmung“ seiner Rolle.

Der Wasserstoffmarkt steht vor vielfältigen Herausforderungen. Neben dem Ausbau der Infrastruktur und der Finanzierungssicherung müssen die Nachfrage angekurbelt und die Produktionskosten gesenkt werden. Es bleibt abzuwarten, ob und wie schnell Deutschland seine ambitionierten Wasserstoffziele erreichen kann.

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