19.10.2024
West-Nil-Virus in Deutschland: Erste Infektion und steigende Aktivität

Infektionskrankheiten: Erste West-Nil-Virus-Infektion erfasst

In Deutschland wurde erstmals in diesem Jahr ein Fall einer durch heimische Stechmücken übertragenen West-Nil-Virus-Infektion registriert. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) handelt es sich um eine Frau aus Sachsen, deren Infektion bei der Analyse einer Blutspende festgestellt wurde. Bis zum 23. August wurden zudem drei weitere Fälle dokumentiert, die auf Reisen in andere Länder zurückzuführen sind, ebenfalls bei Frauen. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass das West-Nil-Virus in Deutschland aktiver ist als in den Vorjahren.

Hohe Aktivität des Virus

Die aktuellen Daten zeigen eine erhöhte Aktivität des West-Nil-Virus. So wurden bis zum genannten Datum 18 Nachweise bei Vögeln und 14 bei Pferden vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erfasst. Besonders betroffen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Experten erwarten, dass die Zahl der Infektionen in den kommenden Wochen weiter steigen könnte, da die klimatischen Bedingungen für die Verbreitung des Virus günstig sind.

Übertragung und Dunkelziffer

Das West-Nil-Virus wird hauptsächlich durch Stechmücken übertragen, die zuvor infizierte Vögel gestochen haben. Menschen und Pferde gelten als Fehlwirte, was bedeutet, dass sie das Virus nicht in ausreichendem Maße an Mücken zurückgeben können. Schätzungen zufolge verlaufen etwa 80 Prozent der Infektionen symptomlos, was zu einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle führt. Bei etwa 20 Prozent der Infizierten treten milde, unspezifische Symptome wie Fieber oder Hautausschlag auf, die oft nicht als solche erkannt werden.

Schwere Verläufe und Risikogruppen

Schwerere Verläufe des West-Nil-Fiebers betreffen in der Regel ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen. Nur etwa ein Prozent der Infektionen führt zu schweren neuroinvasiven Erkrankungen, die potenziell tödlich sein können. Die Gesundheitsbehörden raten daher besonders gefährdeten Personen, sich vor Mückenstichen zu schützen und aufmerksam auf mögliche Symptome zu achten.

Ausbreitung des Virus

Mit der zunehmenden Verbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland ist auch zu erwarten, dass es in dichter besiedelten Gebieten wie dem Rhein-Main-Gebiet zu einem Anstieg der Infektionen kommen könnte. Bisher sind die dortigen Mücken, trotz der günstigen klimatischen Bedingungen, noch nicht mit dem Virus infiziert, jedoch könnte sich dies in naher Zukunft ändern.

Vergleich mit Vorjahren

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland sieben Infektionen durch heimische Mücken dokumentiert, im Jahr davor waren es 17. Die Experten gehen davon aus, dass die Fallzahlen in den kommenden Jahren ansteigen werden, was unter anderem auf die durch den Klimawandel begünstigten Bedingungen für das Virus zurückzuführen ist. In Süd- und Südosteuropa sind bereits seit längerer Zeit größere Ausbrüche des West-Nil-Virus zu verzeichnen.

Ursprung und Verbreitung des Virus

Das West-Nil-Virus hat seinen Ursprung in Afrika und wurde erstmals 1937 im West-Nil-Distrikt in Uganda nachgewiesen. In Europa trat das Virus Anfang der 1960er Jahre in Frankreich auf. In Deutschland wurde 2018 der erste mit dem Virus infizierte Vogel gefunden, und seit 2019 werden auch Infektionen bei Menschen registriert, die auf eine Übertragung durch heimische Mücken zurückzuführen sind.

Schlussfolgerung

Die aktuelle Situation bezüglich des West-Nil-Virus in Deutschland erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit von Seiten der Gesundheitsbehörden und der Bevölkerung. Die steigenden Infektionszahlen und die erhöhte Aktivität des Virus könnten auf eine bevorstehende Ausbreitung hinweisen. Es ist wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen und die Bevölkerung über die Risiken und Symptome zu informieren.

Quellen: Zeit Online, GEO, Kurier, dpa.

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