19.10.2024
Neue Ära am Volkstheater Wien Jan Philipp Gloger übernimmt künstlerische Leitung
Das Wiener Volkstheater, eine der renommiertesten Bühnen Österreichs, steht vor einer bedeutsamen Veränderung in seiner Führungsebene: Jan Philipp Gloger, ein deutscher Regisseur und Schauspieldirektor, wird zur Spielzeit 2025/26 die künstlerische Leitung des Volkstheaters übernehmen. Diese Entscheidung wurde von der Volkstheater-Privatstiftung und deren Stiftungsvorstandsvorsitzenden Prof. DI Roland Geyer bekanntgegeben. Jan Philipp Gloger, geboren 1981 in Hagen, Westfalen, hat sich im Laufe seiner Karriere als vielseitiger und innovativer Künstler etabliert. Nach seinem Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen und einer Regieausbildung in Zürich zeigten sich seine kreativen Impulse in diversen Studienprojekten, die weitreichende Anerkennung fanden. Unter anderem waren seine Arbeiten auf der Ruhrtriennale, am Schauspiel Frankfurt und beim Körber-Studio Junge Regie in Hamburg zu sehen. Darüber hinaus sammelte er Erfahrungen durch Hospitanzen bei Johan Simons und Assistenzen bei Rimini Protokoll. Auch als Bühnenmusiker machte sich Gloger einen Namen, unter anderem am Stadttheater Bern. Seit 2007 ist Gloger als freier Regisseur tätig und hat seine Handschrift in namhaften deutschen Theatern hinterlassen, darunter das Bayerische Staatsschauspiel München, das Deutsche Theater Berlin und das Staatstheater Wiesbaden. Sein Operndebüt gab er 2010 mit "Le Nozze di Figaro" am Theater Augsburg. Eine besondere Ehre wurde ihm 2012 zuteil, als seine Neuinszenierung von Richard Wagners "Der fliegende Holländer" die Bayreuther Festspiele eröffnete. Von 2011 bis 2013 leitete Gloger als leitender Regisseur das Staatstheater Mainz und seit der Spielzeit 2018/19 ist er als Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg tätig. Seine jüngste Inszenierung "Die Nebenwirkungen" von Jonathan Spector fand am Burgtheater in Wien statt. Glogers Interesse für digitale Techniken und Formate, erkennbar in der Gründung der Forschungsstätte "XRT | Extended Reality Theater" in Nürnberg, spiegelt sein Bestreben wider, Theater als Kunstform weiterzuentwickeln und zeitgemäß zu gestalten. In seiner neuen Rolle am Volkstheater Wien folgt Gloger auf Kay Voges, der das Theaterhaus in den letzten fünf Jahren leitete und es auf der internationalen Bühne positionierte. Unter Voges' Intendanz wurden bedeutende Werke wie Claudia Bauers "humanistää" geschaffen, die nicht nur zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden, sondern auch die Auszeichnung "Inszenierung der Saison" im Fachblatt "Theater heute" erhielten. Für die Neubesetzung des künstlerischen Leiters gingen insgesamt 47 Bewerbungen ein, darunter 11 aus Österreich. Die Findungskommission, zu der Persönlichkeiten wie Andreas Beck, Intendant am Bayerischen Staatsschauspiel / Residenztheater München, und Rita Thiele, ehemalige Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Schauspielhaus Hamburg, gehörten, entschied sich schließlich für Gloger. In einer online gestreamten Pressekonferenz äußerte sich Gloger zu seinen Plänen für das Volkstheater: Er strebt danach, den "Volksbegriff" gegen Populismus zu verteidigen und "Komplexität und Differenziertheit" zu stärken. Dabei möchte er mit Künstler*innen wie der Regisseurin Rieke Süßkow und dem Theatermusiker Kostia Rapoport zusammenarbeiten, um einen Schwerpunkt auf "Schauspiel und Musik" zu legen. Glogers Vision ist es, ein sinnliches und aufwühlendes Theater zu schaffen, das Teilhabe ermöglicht und gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen fördert. Mit der Berufung Glogers setzt das Volkstheater Wien ein deutliches Zeichen für die Zukunft: Der Fokus liegt auf einer Öffnung des Theaters für ein breiteres und jüngeres Publikum, auf einer noch stärkeren Verbindung zwischen Ensemble und Zuschauer*innen und auf einer kreativen Auseinandersetzung mit der Schnittstelle von Sprache und Musik. Für das Wiener Publikum, das Gloger bereits durch seine Arbeiten an der Volksoper und am Burgtheater kennt, ist seine Ernennung eine vielversprechende Ankündigung. Glogers Affinität zur österreichischen Literatur und seine Wertschätzung für die Wiener Kultur lassen auf inspirierende neue Inszenierungen und Projekte hoffen, die das Volkstheater Wien in den kommenden Jahren prägen werden.
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