19.10.2024
Wohnungsbau im Rückgang: Genossenschaften bauen deutlich weniger neue Wohnungen

Wohnungsbaukrise: Genossenschaften bauen heuer nur rund 500 Wohnungen

Die Wohnungsbaukrise in Deutschland hat in den letzten Jahren besorgniserregende Ausmaße angenommen. Besonders in Bayern wird die Situation durch die Rückgänge bei den Wohnungsgenossenschaften deutlich. Laut dem Verband bayerischer Wohnungsunternehmen wird erwartet, dass die 356 Wohnungsgenossenschaften in diesem Jahr nur etwa 500 Wohnungen neu bauen. Dies stellt einen Rückgang um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar.

Ursachen für den Rückgang

Die Gründe für diesen dramatischen Rückgang sind vielfältig. Ein zentraler Faktor ist der Anstieg der Baukosten, der seit 2021 zu beobachten ist. Die Preise für Baumaterialien und Dienstleistungen sind in die Höhe geschnellt, was die Realisierung neuer Bauprojekte erheblich verteuert hat. In Kombination mit den steigenden Kreditzinsen wird es für Genossenschaften zunehmend schwierig, neue Wohnungen zu finanzieren.

Um die finanziellen Belastungen zu kompensieren, müssten Genossenschaften, gemäß den Berechnungen des Verbands, die Mieten um beinahe zwei Drittel erhöhen, um die Kosten zu decken. Mieten von 16 Euro pro Quadratmeter oder mehr sind für viele Genossenschaften jedoch untragbar, da sie sich um das Wohl ihrer Mitglieder kümmern und die soziale Verantwortung nicht aus den Augen verlieren wollen.

Fokus auf energetische Sanierung

Ein weiterer Aspekt, der zur Entscheidung beiträgt, weniger neue Wohnungen zu bauen, ist der Fokus auf die energetische Sanierung bestehender Gebäude. Die Wohnungsgenossenschaften stehen vor der Herausforderung, ihre Bestände klimaneutral zu gestalten. Diese Maßnahmen erfordern erhebliche Investitionen, weshalb viele Genossenschaften entscheiden, ihre finanziellen Mittel vorrangig in die Sanierung statt in den Neubau zu stecken.

Blick auf den bundesweiten Trend

Die bayerische Situation spiegelt einen bundesweiten Trend wider. Das Münchner Ifo-Institut hat prognostiziert, dass der Wohnungsbau in den kommenden zwei Jahren weiterhin zurückgehen wird. Für das Jahr 2026 wird erwartet, dass bundesweit nur noch 175.000 neue Wohnungen fertiggestellt werden. Dies steht in krassem Gegensatz zum Bedarf, der in vielen Städten und Gemeinden weiterhin hoch ist.

Der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt

Verbandsdirektor Hans Maier äußert sich besorgt über die zukünftige Entwicklung des Mietwohnungsmarktes. Er erwartet, dass der Druck auf die Mieten weiter steigen wird. Immer mehr Menschen suchen nach bezahlbarem Wohnraum, während die Möglichkeiten der Genossenschaften, diesen Bedarf zu decken, durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stark eingeschränkt sind. Die Aussicht, dass Genossenschaften in der Lage sind, ausreichend neuen Wohnraum zu schaffen, ist pessimistisch.

Schlussfolgerung

Die aktuelle Wohnungsbaukrise und der drastische Rückgang der Neubauten durch Genossenschaften werfen grundlegende Fragen zu den zukünftigen Strategien im Wohnungsbau auf. Während der Fokus auf klimafreundliche Sanierungen nachvollziehbar ist, bleibt die Herausforderung bestehen, ausreichend neuen Wohnraum zu schaffen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um Lösungen zu finden, die sowohl den finanziellen als auch den sozialen Ansprüchen gerecht werden.

Ausblick

Es bleibt zu hoffen, dass sowohl die politischen Akteure als auch die Wohnungsgenossenschaften gemeinsam Wege finden, um die Herausforderungen im Wohnungsbau zu bewältigen. Die Schaffung eines geeigneten Rahmens für Investitionen und die Unterstützung durch öffentliche Mittel könnten entscheidend sein, um die Krise zu überwinden und den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.

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