Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, über die die Zeit am 26. November 2024 berichtete (https://www.zeit.de/news/2024-11/26/studie-arbeitsmarkt-lange-auf-viel-zuwanderung-angewiesen), unterstreicht die Notwendigkeit substanzieller Zuwanderung für den deutschen Arbeitsmarkt. Um den Bedarf zu decken, wären bis 2040 jährlich etwa 288.000 internationale Arbeitskräfte nötig. Diese Zahl basiert auf einer Projektion, die den demografischen Wandel und den daraus resultierenden Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials berücksichtigt. Ein alternatives Modell, das von einer ungünstigeren Ausgangslage ausgeht, prognostiziert sogar einen Bedarf von 368.000 Arbeitskräften pro Jahr. Für die Zeit von 2041 bis 2060 wird, unter Berücksichtigung positiver Effekte durch vorherige Zuwanderung, ein jährlicher Bedarf von rund 270.000 Personen erwartet.
Ohne Zuwanderung würde die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland von derzeit 46,4 Millionen auf 41,9 Millionen sinken – ein Rückgang von etwa 10 Prozent. Die Auswirkungen dieses Rückgangs wären regional unterschiedlich stark ausgeprägt. Während Nordrhein-Westfalen mit einem prognostizierten Minus von 10 Prozent im Mittelfeld läge, wären Thüringen, Sachsen-Anhalt und das Saarland stärker betroffen. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen würde ein erheblicher Personalmangel entstehen.
Die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern ist zuletzt stark zurückgegangen und wird voraussichtlich auch in Zukunft keine nennenswerte Rolle spielen. Dementsprechend gewinnt die Zuwanderung aus Drittstaaten an Bedeutung. Susanne Schultz, Migrationsexpertin der Bertelsmann Stiftung, berichtet, dass im Jahr 2023 rund 70.000 Arbeitskräfte aus Drittstaaten nach Deutschland kamen, während gleichzeitig 20.000 das Land verließen. Als Gründe hierfür nennt sie unter anderem Probleme mit Aufenthaltstiteln und Diskriminierungserfahrungen.
Trotz des reformierten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das Schultz als "sehr liberal" bezeichnet, sieht sie Verbesserungsbedarf bei der praktischen Umsetzung. Bürokratische Hürden und Personalmangel, auch in den Ausländerbehörden, stellen weiterhin Hindernisse dar. Sie plädiert für einen Mentalitätswandel in den Behörden, weg von einer restriktiven Haltung hin zu einem aktiven Willkommen. Verbesserungen seien bei der Rekrutierung im Ausland, der Bewertung ausländischer Qualifikationen und dem Umgang mit Aufenthaltstiteln notwendig.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weist auf die Problematik der Diskriminierung hin. Herbert Brücker vom IAB erklärt, dass Diskriminierung am Arbeitsmarkt eine Rolle spielt und dabei klare Hierarchien erkennbar sind. Während Menschen aus Österreich oder der Schweiz meist wie Deutsche behandelt werden, beginnt die Skepsis oft schon bei südeuropäischen Herkunftsländern. Am stärksten betroffen von Diskriminierung sind Menschen aus der Türkei, dem Mittleren Osten und Schwarzafrika. Brücker betont jedoch, dass dieses Problem nicht nur in Deutschland existiert, sondern auch in anderen europäischen Ländern, der Schweiz und den USA.
Der Mediendienst Integration (https://mediendienst-integration.de/integration/arbeitsmarkt.html) bietet weitere Informationen zum Thema Arbeitsmarkt und Migration. Das Statistische Bundesamt (https://www.destatis.de/DE/Im-Fokus/Fachkraefte/Zuwanderung/_inhalt.html) liefert detaillierte Statistiken zur Zuwanderung und den Erwerbstätigenquoten von Eingewanderten. Das IAB (https://iab.de/themen/sonderthemen/zuwanderung-von-fachkraeften/) forscht zu den Chancen und Hürden der Erwerbsmigration nach Deutschland.