Die Einwohner der Nordseeinsel Sylt haben sich in einem Bürgerentscheid für die Abwahl ihres Bürgermeisters Nikolas Häckel ausgesprochen. Wie die Gemeinde mitteilte, stimmten am Sonntag 34,9 Prozent der etwa 12.400 Wahlberechtigten für eine Abwahl des parteilosen Politikers. Lediglich 6,9 Prozent votierten dagegen. Für eine erfolgreiche Abwahl musste eine Mehrheit von mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten erreicht werden.
Die Entscheidung der Sylter Bürger markiert den vorläufigen Höhepunkt einer monatelangen politischen Kontroverse auf der Insel. Bereits im Juli hatte die Gemeindevertretung mit großer Mehrheit die Einleitung eines Abwahlverfahrens gegen Häckel beschlossen. Vertreter aller Fraktionen warfen dem Amtsinhaber Überforderung, mangelnde Kommunikation und fehlendes Vertrauen vor. „Die Politiker werfen ihm unter anderem die jahrelange Haushaltsmisere, fehlende Kommunikation, mangelhaftes Vertrauen sowie Unzulänglichkeiten bei seiner Verwaltungsarbeit vor.“, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bereits am 29.09.2024.
Häckel, der seit 2015 die Geschicke der Gemeinde lenkte und 2021 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden war, zeigte sich von dem Ergebnis des Bürgerentscheids wenig überrascht. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte er: „Ich bin entspannt: Hätte ich heute tatsächlich gewonnen - gegen all die Leute, die hier gegen mich waren - das hätte keinen Spaß gemacht.“
Zu den Gründen für die Unzufriedenheit mit seiner Amtsführung zählten unter anderem die angespannte Wohnsituation auf der Insel, der Umgang mit dem Tourismus und Unstimmigkeiten innerhalb der Gemeindeverwaltung. Häckel selbst sah sich im Kampf gegen das Großkapital und für die Interessen der Sylter Bevölkerung. In einem Interview mit der F.A.S. kritisierte er den Einfluss großer Investoren auf dem Immobilienmarkt der Insel und sprach sich für einen sozialverträglicheren Tourismus aus.
Die monatelangen Querelen um seine Person und die Amtsführung hatten jedoch Spuren hinterlassen. Häckel, der nach eigenen Angaben an den Folgen eines Burnouts litt, war seit Februar krankgeschrieben. Seinen Angaben zufolge hatte ihn ein Amtsarzt zwar für arbeitsfähig erklärt, doch die Zweifel an seiner Fähigkeit, das Amt des Bürgermeisters weiterhin auszufüllen, blieben bestehen.
Mit dem Ergebnis des Bürgerentscheids wird Häckel nun in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Spätestens sechs Monate nach der Abstimmung muss laut Gemeindeordnung die Neuwahl eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin erfolgen. Bis dahin übernimmt der stellvertretende Bürgermeister Carsten Kerkamm (CDU) die Amtsgeschäfte.
Die Abwahl Häckels ist ein seltener Vorgang in der Geschichte der Gemeinde Sylt. Sie verdeutlicht jedoch die tiefen Gräben, die sich in den vergangenen Jahren zwischen Teilen der Bevölkerung, der Politik und dem Verwaltungschef aufgetan haben. Die Neuwahl eines Bürgermeisters im kommenden Jahr wird daher auch die Chance bieten, diese Gräben zu überwinden und einen Neuanfang für die Insel zu wagen.
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