Nach über einem halben Jahrhundert ist eine gestohlene Mittelalterfigur wieder aufgetaucht und wird an ihre rechtmäßige Besitzerin, die Kirchengemeinde Wiesensteig (Landkreis Göppingen), zurückgegeben. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und die Zeit berichten, wurde die Figur bei einer Auktion in der Schweiz entdeckt.
Die 85 Zentimeter große Holzskulptur, die Anna selbdritt darstellt, wurde 1973 zusammen mit anderen Heiligenfiguren aus der Pfarrkirche St. Cyriakus gestohlen. Seitdem fehlte von ihr jede Spur. Ein Kunstexperte erkannte die Figur im Auktionskatalog und informierte die Behörden. Das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg nahm daraufhin die Ermittlungen auf, wie der SWR berichtet.
Die Spur führte zu einem Ehepaar in der Schweiz, das die Figur vor Jahrzehnten gutgläubig in einem Antiquitätengeschäft erworben und in seine Privatsammlung aufgenommen hatte. Wie das LKA mitteilte, war das Ehepaar über die Herkunft der Figur nicht informiert. Der Wert der Skulptur, die vom Ulmer Bildhauer Hans Multscher (um 1400-1467) geschaffen wurde, wird auf mehrere tausend Euro geschätzt.
Das Ehepaar erklärte sich nach der Aufklärung durch das LKA spontan bereit, die Figur zurückzugeben. Die feierliche Übergabe an die Kirchengemeinde ist für Freitag, den 22. November, in der Pfarrkirche St. Cyriakus in Wiesensteig geplant. Wie der SWR berichtet, ist eine solche spontane Rückgabe gestohlener Kunstwerke eher selten.
Der Name „Anna selbdritt“ stammt aus dem Mittelalter und bedeutet „zu dritt“. Die Skulptur zeigt Anna, ihre Tochter Maria und das Jesuskind und verkörpert damit drei Generationen. Hans Multscher war für seinen progressiven Kunststil bekannt und gilt als Wegbereiter für weitere bedeutende Bildhauer, wie die Schwäbische Zeitung berichtet.
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