Die junge Cellistin Annabel Hauck hat mit ihrer Interpretation von Bachs Cellosuite Nr. 6 D-Dur auf Youtube einen beachtlichen Erfolg erzielt. Fast eine Million Aufrufe verzeichnet das Video, das im Dezember 2022 in der Salzburger Franziskanerkirche aufgenommen wurde. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, kann sich Hauck den Erfolg selbst nicht ganz erklären und verweist auf die undurchsichtigen Algorithmen der Plattform. Sie räumt aber auch ein, dass Bachs Musik eine universelle Anziehungskraft besitze.
Die Aufnahme besticht durch die harmonische Verbindung von Ort, Akustik und der einfühlsamen Interpretation der jungen Musikerin. Hauck, die nach ihrem Bachelorabschluss in Boston nun am Mozarteum in Salzburg studiert, erklärt gegenüber der FAZ, dass sie die Suite bewusst in einer Kirche aufnehmen wollte, um den tiefen christlichen Glauben Bachs widerzuspiegeln. Die Interpretation der sechs Sätze als Spiegelbild des Lebens Christi, von der Geburt über die Passion bis zur Auferstehung, findet sie besonders passend.
Trotz des Online-Erfolgs betont Hauck die Unvergleichbarkeit eines Live-Konzerts. Die geteilte Spannung und der Zauber des Augenblicks seien durch keine digitale Reproduktion zu ersetzen. Während der Corona-Pandemie, als ihr Studium in Boston unterbrochen wurde, gründete sie die Initiative "Back to live" und gab Hauskonzerte in den Wohnungen von Musikliebhabern im Rhein-Main-Gebiet, ihrer Heimatregion.
Hauck, Tochter der Mainzer Musikhochschulprofessorin und Pianistin Claudia Schellenberger, ist in Bad Soden aufgewachsen und eng mit der Kronberg Academy verbunden. Sie erhielt ihre Ausbildung in der Förderklasse des Emanuel Feuermann Konservatoriums und fühlt sich der "Kronberger Familie" durch langjährige Freundschaften und die Teilnahme am Kammermusikfestival "Chamber Music Connects the World" stark verbunden.
Aktuell arbeitet Hauck in Salzburg an der Aufnahme von Brahms' zweiter Cellosonate, die Teil ihres Masterabschlusses sein wird. Dabei hat sie, wie sie der FAZ verrät, erneut festgestellt, dass sie CD-Aufnahmen kritisch sieht. Die Möglichkeit, jeden Takt beliebig oft zu wiederholen, führe zu einem unrealistisch hohen Anspruch, der den Zauber der Live-Musik zerstöre.
Der Fokus auf Klickzahlen und die Selbstdarstellung in den sozialen Medien ist Hauck suspekt. Sie betrachtet diese Entwicklung im klassischen Musikbetrieb mit Skepsis und bevorzugt die authentische Begegnung mit dem Publikum im Konzertsaal. Trotz ihres jungen Alters blickt sie bereits auf rund 30 Konzerte pro Jahr zurück und plant, ihre Konzerttätigkeit nach dem Masterabschluss weiter auszubauen.
Die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt für Musiker ist ihr bewusst, doch sie hofft, durch ihre musikalische Qualität und ihr Engagement ihren Weg zu finden. Die fast eine Million Klicks auf Youtube mögen ein Indiz für ihr Talent sein, doch für Annabel Hauck zählt letztlich die unmittelbare Kommunikation mit dem Publikum und die Kraft der Musik im Moment.
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