Der anhaltende Personalmangel in der deutschen Justiz wird zunehmend durch Quereinsteiger gemildert. Wie die Zeit (Zeit Online, 04.12.2024) berichtet, konnten Gerichte und Staatsanwaltschaften in den letzten Jahren Hunderte von Juristen aus anderen Bereichen gewinnen. Eine Umfrage der "Deutschen Richterzeitung" belegt den Wechsel von mindestens 670 Juristen in den Staatsdienst innerhalb der letzten fünf Jahre. Da lediglich sieben der 16 Bundesländer separate Statistiken für Quereinsteiger führen, schätzt der Deutsche Richterbund die tatsächliche Zahl als deutlich höher ein.
Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Richterbundes, hebt die Attraktivität des Richter- und Staatsanwaltsberufs hervor, der auch für Quereinsteiger interessante Karrierechancen biete. Gleichzeitig betont er den dringenden Bedarf an politischer Unterstützung, besonders angesichts der angespannten Situation in Staatsanwaltschaften und Strafgerichten. Dort müssten häufig zwei Juristen die Arbeit von dreien leisten. Bundesweit fehlten 2.000 Stellen, so Rebehn.
Mit 170 Quereinsteigern zwischen 2020 und 2024 verzeichnet Berlin die höchste Anzahl an Neueinstellungen. Hessen (156), Bayern (140), Sachsen (119), Sachsen-Anhalt (34), Bremen (27) und Mecklenburg-Vorpommern (25) folgen. Radio RST (Radio RST, 04.12.2024) berichtet, dass viele dieser Quereinsteiger zuvor als Rechtsanwälte tätig waren. So verfügten beispielsweise in Rheinland-Pfalz im Jahr 2024 über 20 Prozent der neu eingestellten Richter und Richterinnen über anwaltliche oder vergleichbare Berufserfahrung, wie eine Auswertung des Justizministeriums zeigt.
Laut dpa (Radio Brocken, 04.12.2024) arbeiteten die Juristen vor ihrem Wechsel in die Justiz in der Regel einige Jahre als Rechtsanwalt, an einer Universität oder in der Staatsverwaltung. Baden-Württemberg konzentriert sich bei der Gewinnung von Nachwuchskräften verstärkt auf berufstätige Akademiker, sogenannte Young Professionals.
Der Personalmangel stellt eine erhebliche Belastung für Gerichte und Staatsanwaltschaften bundesweit dar. Zusätzlich verschärft wird die Situation durch die bevorstehende Pensionierungswelle, die insbesondere Berlin und die ostdeutschen Bundesländer trifft. Bis 2033 werden dort laut Richterbund bis zu 50 Prozent der Juristen in den Ruhestand gehen.
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