Der Münchner Agrar- und Baustoffhändler Baywa steckt tief in der Krise. Wie die Zeit am 17. Oktober 2024 berichtete, zieht der Aufsichtsrat des mit Milliardenschulden kämpfenden Konzerns nun personelle Konsequenzen. Vorstandschef Marcus Pöllinger wird seinen Posten zum Monatsende räumen. Finanzvorstand Andreas Helber scheidet zum 31. März nächsten Jahres aus. In beiden Fällen verlaufe der Abschied laut Aufsichtsrat einvernehmlich, so die Zeit weiter.

Die Baywa ist Deutschlands größter Agrarhändler und spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung, insbesondere in Süd- und Ostdeutschland. Die Entscheidung des Aufsichtsrats unter Führung des Genossenschaftsbankers Gregor Scheller verdeutlicht den Wunsch nach einem personellen Neuanfang. Pöllinger war seit 2019 im Baywa-Vorstand und übernahm den Chefposten vor eineinhalb Jahren von seinem Vorgänger Klaus Josef Lutz.

Das Unternehmen kämpft mit einem Schuldenberg von über fünf Milliarden Euro, der zu einem erheblichen Teil auf die kreditfinanzierte Expansion in der Ära Lutz zurückzuführen ist. Finanzvorstand Helber ist seit 2010 im Amt. Sein Abschiedsdatum im März 2025 deutet darauf hin, dass die Aufstellung der Konzernbilanz 2024 noch unter seiner Leitung erfolgen soll.

Sowohl 2023 als auch im ersten Halbjahr 2024 schrieb die Baywa Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Eine Herausforderung ist das Auslaufen eines Konsortialkredits mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro im September 2025. Die Hälfte der Finanzschulden sind kurzfristige Verbindlichkeiten, was die Notwendigkeit flüssiger Mittel für die Banken erhöht.

Hauptaktionäre der Baywa sind die Beteiligungsgesellschaften der Genossenschaftsbanken in Bayern und Österreich. Diese einigten sich mit dem Baywa-Vorstand und den Gläubigerbanken auf eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe. Die Sanierung des Unternehmens wird voraussichtlich Jahre dauern. Es wird erwartet, dass die Baywa nach der Expansion unter Lutz nun Unternehmensteile verkaufen und schrumpfen wird.

Viele Aktionäre sehen in Lutz, dem ehemaligen Vorstandschef und Präsidenten des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, den Hauptverantwortlichen für die Krise. Auf der Hauptversammlung im Juni machten sie ihrem Ärger über Pöllingers Vorgänger Luft. Lutz wechselte im Frühjahr 2023 vom Baywa-Vorstand an die Spitze des Aufsichtsrats, schied aber wenige Monate später im Streit wieder aus.

Wie das Handelsblatt am 17. Oktober 2024 berichtete, wird der Unternehmensberater Michael Baur, der bisher als Generalbevollmächtigter tätig war, nun offiziell in den Vorstand einziehen. Die Banken hatten im Rahmen des Rettungspaketes auf einen Austausch der Führungsspitze gedrängt. Pöllinger habe die Entscheidungen seines Vorgängers als Vorstand mitgetragen, so das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise. Finanzvorstand Helber wird vorgeworfen, noch im Frühjahr Optimismus verbreitet zu haben, kurz bevor das Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben und die Kapitalspritze notwendig wurden.

Die Baywa steht nun vor der Herausforderung, die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen und das Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen. Die Suche nach Nachfolgern für Pöllinger und Helber läuft.

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