19.10.2024
Bergung von Munitionsaltlasten: Ein neuer Schritt für den Schutz von Umwelt und Gesundheit
Altlasten: Lemke: Probe-Bergung von Munition aus Meer beginnt

Altlasten: Lemke: Probe-Bergung von Munition aus Meer beginnt

Die Überreste der beiden Weltkriege sind in den Gewässern der Nord- und Ostsee allgegenwärtig. Schätzungen zufolge liegen dort mehr als 1,6 Millionen Tonnen Altmunition auf dem Meeresboden. Diese Situation stellt nicht nur eine historische Belastung dar, sondern birgt auch erhebliche Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat nun die ersten Schritte zur Bergung dieser gefährlichen Altlasten angekündigt.

Beginn der Probe-Bergungen

Die ersten Probe-Bergungen von Altmunition aus der Ostsee sollen Mitte September 2024 beginnen. Dies gab Lemke bei einem Treffen mit Vertretern der Entsorgungsbranche in Berlin bekannt. Die ersten Bergungen werden in der Lübecker Bucht durchgeführt, wobei die Firma Seascape die Leitung der Pilotphase übernimmt. Ziel dieser ersten Bergungen ist es, wertvolle Erkenntnisse über den Zustand der geborgenen Kampfmittel zu gewinnen.

Langfristige Bergungspläne

Die Bundesregierung plant, ab 2026 eine dauerhafte Bergung der Altmunition aus den deutschen Gewässern zu starten. Die Auftragsvergabe für die Entwicklung und den Bau einer speziellen Entsorgungsplattform hat bereits begonnen. Diese Plattform soll es ermöglichen, Munitionsaltlasten in industriellem Maßstab zu bergen und zu vernichten. Für dieses Vorhaben stellt der Bund Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro bereit.

Risiken für Mensch und Umwelt

Lemke betonte die Gefahren, die von den verrostenden Kampfmitteln ausgehen. Wissenschaftler haben bereits 2019 darauf hingewiesen, dass gefährliche Substanzen wie TNT und dessen Abbauprodukte ins Wasser gelangen können. Diese Stoffe stellen ein Risiko für Fischer, die Schifffahrt und den Tourismus dar. Zudem könnte die Freisetzung von Schadstoffen in die Nahrungskette gravierende Folgen für die marine Umwelt haben.

Dringlichkeit der Bergung

Die Dringlichkeit der Bergung wurde auch von Tobias Goldschmidt, dem Umweltminister von Schleswig-Holstein, hervorgehoben. Er wies darauf hin, dass allein in der Kolberger Heide in der Ostsee über 18.000 Großsprengkörper korrodieren. Je länger die Munition am Meeresboden verbleibt, desto größer ist die Gefahr für die dort lebenden Tiere und Pflanzen.

Geplante Standorte für die Pilot-Bergungen

Die Pilot-Bergungen werden sich zunächst auf die Standorte Haffkrug und Pelzerhaken Nord in der Ostsee konzentrieren. Mitte Oktober 2024 plant die beauftragte Firma, probeweise Munition in Pelzerhaken West zu entnehmen. Ein weiterer Auftrag zur Bergung in Großklützhöved im Küstenmeer von Mecklenburg-Vorpommern steht noch aus und soll im kommenden Jahr vergeben werden.

Zusammenfassung

Die Bergung von Munitionsaltlasten in der Nord- und Ostsee ist ein komplexes und langwieriges Unterfangen, das nicht nur technische Herausforderungen mit sich bringt, sondern auch erhebliche finanzielle Mittel erfordert. Die Bundesregierung hat jedoch erkannt, dass die Sicherstellung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit oberste Priorität hat. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um erste Ergebnisse aus den Probe-Bergungen zu gewinnen und die Grundlage für eine nachhaltige Lösung zu schaffen.

Quellen: Zeit Online, Grafschafter Nachrichten, Goslarsche Zeitung.

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