19.10.2024
Berliner Sicherheitsdebatte: Zaun um den Görlitzer Park spaltet die Gemüter
Im Herzen Berlins, im traditionsreichen Görlitzer Park, entbrennt eine Debatte, die die Gemüter spaltet und auf eine grundlegende Problematik der städtischen Sicherheitspolitik hinweist. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hatte nach einem Sicherheitsgipfel Anfang September ein Bündel von Maßnahmen angekündigt, um der Kriminalität, insbesondere dem Drogenhandel, Einhalt zu gebieten. Als eine der wesentlichen Maßnahmen wurde der Plan veröffentlicht, den Görlitzer Park nachts abzuschließen und mittels eines Zaunes zu sichern. Der Görlitzer Park, im Volksmund auch „Görli“ genannt, liegt im Szenebezirk Kreuzberg und ist sowohl bei Anwohnern als auch bei Touristen beliebt. Doch er ist auch seit Jahren für Drogenhandel und damit verbundene Kriminalität bekannt. Der Park fungiert als sozialer Treffpunkt und grüne Oase, steht aber zugleich symbolisch für die Herausforderungen urbaner Sicherheit und sozialer Probleme. Die Reaktionen auf den Plan eines nächtlichen Zauns fielen unterschiedlich aus. Während einige Bürger und Politiker aus anderen Stadtteilen die Absicht des Zaunbaus begrüßten und darin einen Schritt hin zu mehr Sicherheit sahen, stießen die Pläne im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf Ablehnung. Anwohner und lokale Aktivisten kritisierten die Maßnahme als unverhältnismäßig und als Versuch, soziale Probleme mit baulichen Maßnahmen zu bekämpfen, statt sie an ihrer Wurzel zu lösen. Joachim Fahrun, Kommentator der Berliner Morgenpost, hinterfragt die Effektivität des Zauns kritisch. Er weist darauf hin, dass die Kriminalitätsrate im Bereich des Görlitzer Parks zurückgegangen sei und die Straftaten sich nicht primär im Park selbst abspielten. Die Frage sei berechtigt, ob die Debatte um den Zaun als Symbolprojekt von den eigentlichen Problemen und notwendigen Maßnahmen ablenke. Fahrun betont, dass Lösungen wie Druckräume, Obdachlosenunterkünfte und Sozialarbeit dringender und kostenintensiver seien, jedoch weniger sichtbare und schnell greifende Erfolge versprächen als der Bau eines Zauns. Die Situation rund um den Görlitzer Park steht exemplarisch für die Herausforderungen, mit denen sich Großstädte konfrontiert sehen: Wie kann man Sicherheit gewährleisten, ohne dass öffentliche Räume ihre Offenheit und Zugänglichkeit verlieren? Wie geht man mit den sozialen Ursachen von Kriminalität um? Und wie können Lösungen aussehen, die sowohl präventiv als auch integrativ wirken? Die Diskussion um den Görlitzer Park und den fragwürdigen Zaun wird weitergehen. Es ist ein Diskurs, der nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch gesellschaftliche Werte und den Umgang mit marginalisierten Gruppen umfasst. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt Berlin und ihre Bürger mit diesen komplexen Herausforderungen umgehen werden.
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