Der Berliner Senat plant massive Einsparungen, und die Kulturszene schlägt Alarm. Geplante Kürzungen im Kulturetat von bis zu 120 Millionen Euro, das entspricht etwa zehn Prozent, sorgen für Empörung und Proteste. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, demonstrierten am Mittwoch zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, darunter prominente Namen wie Lars Eidinger und Katharina Thalbach, vor dem Brandenburger Tor gegen die Sparpläne der schwarz-roten Koalition.
Die Demonstranten, darunter Mitarbeiter renommierter Institutionen wie dem Berliner Ensemble, der Schaubühne und dem Gorki-Theater, aber auch freischaffende Künstler und Vertreter kleinerer Einrichtungen, machten ihrem Unmut mit Performances und Reden Luft. Der F.A.Z.-Artikel beschreibt die Stimmung als „angeheizt“, als Kultursenator Joe Chialo überraschend auf der Demonstration erschien.
Chialo, der sich den Fragen der Demonstranten stellte, betonte die Bedeutung der Kultur für Berlin und bezeichnete sie als „Schwerindustrie“ der Hauptstadt. Er versprach, sich für eine Korrektur der Kürzungen einzusetzen, konnte aber aufgrund laufender Verhandlungen noch keine konkreten Zusagen machen. Wie die F.A.Z. berichtet, stieß Chialos Auftritt zwar auf Zustimmung, gleichzeitig wurde aber auch die Frage aufgeworfen, wie stark sein Engagement für die Berliner Kultur angesichts seiner möglichen Kandidatur für einen Posten in der Bundesregierung tatsächlich ist.
Die taz beleuchtet in einem Artikel vom 14. Oktober 2024 die Auswirkungen der Sparpläne auf kleinere Kultureinrichtungen am Beispiel des Museums der Dinge. Museumsleiterin Florentine Nadolni befürchtet, dass ihr Museum bei einer Kürzung von zehn Prozent keine Sonderausstellungen mehr finanzieren kann. Sie warnt vor einem „Kahlschlag“ in der Berliner Kulturszene und betont die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Vielfalt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Stadt.
Auch die Berliner Morgenpost berichtete am 17. Oktober 2024 über die Proteste. Der rot angestrahlte Friedrichstadtpalast symbolisierte den „Alarmzustand“ der Kulturszene. Intendant Berndt Schmidt äußerte sich im Berliner Kurier besorgt über die möglichen Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf sein Haus.
Die Komische Oper, deren Stammhaus derzeit saniert wird, sieht sich ebenfalls bedroht. Wie die taz am 20. Juli 2024 berichtete, schlug der ehemalige Intendant Barrie Kosky in einem offenen Brief Alarm und warnte vor einem möglichen Baustopp. Die Sanierungskosten von rund 500 Millionen Euro scheinen dem Senat zu hoch. Kosky betonte die untrennbare Verbindung der Komischen Oper mit ihrem Stammhaus und kritisierte die Idee, das Opernhaus dauerhaft im Schillertheater unterzubringen.
Die Debatte um die Kürzungen im Kulturetat wirft die Frage auf, welche Rolle Kunst und Kultur in einer Stadt wie Berlin spielen und wie viel finanzielle Unterstützung sie benötigen. Während der Senat aus finanziellen Gründen zu Einsparungen gezwungen ist, argumentiert die Kulturszene, dass Kürzungen im Kulturbereich langfristig negative Folgen für die Stadt und ihre Attraktivität haben werden.
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