19.10.2024
Zukunft auf dem Prüfstand: Bonner Wirtschafts-Akademie konfrontiert mit den Herausforderungen der Deindustrialisierung
Die Bonner Wirtschafts-Akademie steht im Jahr 2024 vor wegweisenden Herausforderungen. Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA), beschreibt das aktuelle Jahr als das "Jahr der Deindustrialisierung". Die Verunsicherung in weiten Teilen der Wirtschaft ist hoch, und viele Unternehmen bereiten sich auf Produktionsverlagerungen ins Ausland vor. Dieser Trend ist nicht neu, doch hat sich die Dynamik in den letzten Monaten deutlich beschleunigt. Aus Gesprächen mit Vertretern aus dem Mittelstand und der Konzernwelt weiß Müller, dass es längst nicht mehr darum geht, ob Produktionskapazitäten verlagert werden, sondern vielmehr um das Wie und das Wie schnell dieser Prozess vonstattengeht. Als Hauptursache für die zunehmende Deindustrialisierung nennt der BWA-Chef die Energiepolitik, insbesondere die als gescheitert angesehene Energiewende. Viele Unternehmen haben bereits eigene Schutzmaßnahmen ergriffen, um sich vor den wirtschaftlichen Folgen zu schützen – die Verlagerung der Produktion ins Ausland ist hierbei oft die letzte Ratio. In der Folge zieht es ganze Wirtschaftszweige wie die chemische Industrie, die Metallverarbeitung und die Automobilproduktion samt ihrer Zulieferernetze ins Ausland. Die Chemiestandorte etwa sind besonders betroffen, da sie von einem Netzwerk kleinerer Firmen abhängig sind, die einem großen Leitbetrieb folgen. Harald Müller weiß, dass viele chemische Anlagen nach Wartungen nicht wieder in Betrieb genommen werden, da die Betriebskosten aufgrund der hohen Energiepreise schlichtweg zu hoch sind. Die politische Fokussierung auf E-Mobilität und die damit verbundenen politischen Einflussnahmen auf die Kaufentscheidungen der Konsumenten werden ebenfalls kritisch gesehen. Müller prognostiziert schwere Verwerfungen für die heimischen Autohersteller und nennt den Brückenstrompreis, der als regulatorische Maßnahme gedacht war, eine "Irrfahrt", da er nicht gezielt grüne Energien fördert, sondern alle Formen von Energie subventioniert. Ein weiteres Thema, das von der BWA Akademie beleuchtet wird, ist die sogenannte Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, die in der Wirtschaft überwiegend kritisch gesehen wird. Die Skepsis gegenüber Wasserstoff als zukünftigem Energieträger ist groß, und viele Manager halten Öl und Gas derzeit für die einzigen verlässlichen Energiequellen für eine industrielle Produktion im großen Stil. Auch die Bürokratie wird als ein Treiber der Deindustrialisierung genannt. Als Beispiel führt Harald Müller das Verbot bestimmter chemischer Verbindungen in der EU an, das die Herstellung wasserabweisender Produkte erschwert und somit auch die Chipproduktion beeinträchtigt – eine Industrie, die derzeit mit hohen Subventionen nach Deutschland gelockt wird. Abschließend verweist Müller auf die Verlagerung von Produktionsstandorten in die USA. Dort locken günstige Energiepreise und ein attraktives Umfeld für Industrieunternehmen. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Unternehmen nicht warten werden, bis Deutschland seine Energieversorgung auf bezahlbaren grünen Strom umgestellt hat, sondern bereits jetzt handeln. Die Bonner Wirtschafts-Akademie, die sich als neutraler Vermittler zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften versteht, hat in ihren über 25 Jahren mehr als zehntausend Arbeitnehmern zu einer neuen beruflichen Zukunft verholfen. Sie bietet Personalentwicklung und Beratung an und begleitet Change Management-Prozesse sowie die Gründung eigener Unternehmen. Die Entwicklungen im Jahr 2024 stellen die BWA und die deutsche Wirtschaft insgesamt vor große Herausforderungen. Es zeigt sich, dass die Politik gefordert ist, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine weitere Deindustrialisierung zu verhindern und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.
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