Der thüringische Energieminister Bernhard Stengele (Grüne) setzt sich für eine stärkere Förderung von Tiefengeothermie-Projekten durch den Bund ein. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, äußerte sich Stengele am 28. Oktober 2024 in Erfurt dahingehend, dass das Potenzial der petrothermalen Geothermie, bei der die Wärme des Gesteins in der Tiefe genutzt wird, besser ausgeschöpft werden sollte. „Geothermie birgt ein enormes Potenzial für die Wärme- und Energieversorgung unserer Zukunft“, erklärte Stengele.
Stengele unterstützt das Ziel der Bundesregierung, die Genehmigungsverfahren für Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeicher zu beschleunigen. Er betonte jedoch, dass in vielen Teilen Deutschlands eine nennenswerte Erschließung von Geothermie ohne Nutzung der Tiefengeothermie nicht möglich sei. Diese Projekte, wie das Beispiel der Thüringer Landeshauptstadt zeige, seien mit einem hohen Planungsaufwand und enormen Anfangsinvestitionen verbunden. Der Vorteil, so Stengele, überwiege jedoch: die Unabhängigkeit von Rohstoffen.
„Deshalb ist es aus meiner Sicht unabdingbar, dass die Bundesregierung auch Pilotprojekte initiiert und unterstützt, die die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der petrothermalen Tiefengeothermie demonstrieren“, sagte Stengele. Bei dieser Technologie wird die mit der Tiefe zunehmende Wärme des Gesteins genutzt, indem Wasser von der Erdoberfläche zugeführt und erhitzt wird. Diese Energiequelle werde bei der finanziellen Förderung durch den Bund bisher vernachlässigt, kritisierte der Minister. Eine Bundesunterstützung würde die Investitionsschwelle für Stadtwerke senken und mehr Projekte ermöglichen.
Stengele verwies auf die fortgeschrittene Planung der Stadtwerke Erfurt, die bis zu 40.000 Haushalte langfristig mit Erdwärme aus bis zu fünf Kilometern Tiefe versorgen wollen. Die Kosten, allein für die Probebohrung würden etwa 40 Millionen Euro betragen, könnten die Stadtwerke nicht allein aufbringen. Eine Probebohrung ist für 2027 angekündigt. Auch bei den Eichsfeldwerken in Nordthüringen gibt es laut Stengele Geothermie-Planungen mit Partnern.
Die Bedeutung der Tiefen Geothermie für die Wärme- und Energieversorgung wurde auch bei einer Fachveranstaltung in der Landesvertretung Baden-Württembergs am 9. Oktober 2024 diskutiert. Staatssekretär Dr. Andre Baumann betonte dabei das Ziel, Baden-Württemberg als „Geothermie-Land“ zu etablieren. „Bei geeigneter Geologie ist die Tiefe Geothermie ein echter Game-Changer“, so Baumann. Geothermiekraftwerke förderten planbar, sicher und nahezu emissionsfrei heißes Thermalwasser und könnten in Deutschland über Wärmenetze zehntausende Haushalte versorgen.
Nordrhein-Westfalen hat bereits im April 2024 als erstes Bundesland eine Strategie zur Nutzung von Geothermie vorgelegt. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur präsentierte den „Masterplan Geothermie NRW“, der aufzeigen soll, wie das Land die Erschließung des Erdwärme-Potenzials in den kommenden Jahren vorantreiben will. Zu den zentralen Maßnahmen gehören ein Explorations- und Bohrprogramm des Geologischen Dienstes bis 2028 zur Verbesserung der Datenlage zur Verfügbarkeit von Geothermie in Nordrhein-Westfalen sowie ein Instrument der NRW.BANK zur Absicherung des Fündigkeitsrisikos. Konkret sichert Nordrhein-Westfalen zur Starthilfe das finanzielle Risiko bei den ersten Bohrungen teilweise ab, falls eine Bohrung nicht erfolgreich ist.
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