22.11.2024
Deutschlands Wirtschaftlicher Vertrauensverlust

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Phase der Stagnation, wie unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 22.11.2024 berichtete. Prognosen für eine Erholung im Folgejahr sind unsicher. Während der Arbeitsmarkt lange Zeit robust erschien, häufen sich Meldungen über bevorstehende Entlassungen. Deutschlands Position in internationalen Rankings für wirtschaftliche Dynamik ist deutlich gesunken. Der IWF platziert Deutschland auf Rang 39 von 41 fortgeschrittenen Volkswirtschaften hinsichtlich der Wachstumsdynamik. Die Attraktivität des Standorts Deutschland hat gelitten, Gründe dafür sind unter anderem hohe Energiekosten, Unsicherheiten in der Energiepolitik, übermäßige Regulierung und Bürokratie, Arbeitskräftemangel sowie mangelnde Investitionen in Infrastruktur und Bildung. Globale Faktoren wie zunehmender Protektionismus und geopolitische Spannungen belasten die stark globalisierte deutsche Wirtschaft zusätzlich. Die Bevölkerung nimmt diese Entwicklungen nicht als vorübergehende Konjunkturschwäche wahr. Laut der Allensbach-Umfrage, über die die FAZ berichtete, sind 61 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Deutschland sich in einem tiefgreifenden Umbruch befindet, der ganze Industriezweige bedroht. Gleichzeitig messen 96 Prozent einer starken Industrie große, 71 Prozent sogar sehr große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung bei. Die These, dass eine Schwächung des Industriesektors durch andere Branchen, insbesondere Dienstleistungen, kompensiert werden könne, findet in der Bevölkerung wenig Zustimmung. Als Gründe für den Attraktivitätsverlust des Wirtschaftsstandorts Deutschland werden Energiekosten, überbordende Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren, Arbeitskräftemangel, Rückstand bei der Digitalisierung, hohe Unternehmenssteuern und sanierungsbedürftige Infrastruktur genannt. Noch vor wenigen Jahren zählte die Mehrheit der Bevölkerung die Standortbedingungen für Unternehmen und deren Wettbewerbsfähigkeit zu den Stärken Deutschlands. Wie die FAZ berichtet, ist die Zahl derjenigen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu Deutschlands Stärken zählen, von 74 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell 42 Prozent gesunken. Parallel dazu ging die Überzeugung, dass die Standortbedingungen für Unternehmen zu den Stärken Deutschlands gehören, von 66 auf 35 Prozent zurück. Auch die Leistungsbereitschaft der Bevölkerung wird von vielen als geringer als früher eingeschätzt. Die Mehrheit blickt daher nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig pessimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung. 44 Prozent befürchten, dass Deutschland seinen Zenit überschritten hat, während 35 Prozent diese These für zu pessimistisch halten. Optimistischer sind laut FAZ lediglich die unter 30-Jährigen und die höheren sozialen Schichten, im politischen Spektrum die Anhänger von SPD und Grünen. Trotz der Besorgnis über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten unterscheidet sich die Stimmung von der im Jahr 2005, als die rot-grüne Bundesregierung vorzeitig zurücktrat. Damals glaubten nur 23 Prozent an eine baldige Erholung der Wirtschaft, heute sind es immerhin 34 Prozent. Die ZEIT berichtete am 26. Januar 2023 über eine Allensbach-Umfrage, die einen Vertrauensverlust in die Zukunftsfähigkeit Deutschlands aufzeigte. Nur noch 39 Prozent der Befragten glaubten, dass Deutschland in zehn bis 15 Jahren noch zu den führenden Wirtschaftsnationen gehören wird. Als Hauptgrund für die negative Entwicklung wurde der Staat genannt, der sich durch zu viele Vorschriften und überbordende Bürokratie selbst lähme. Auch Defizite bei der Digitalisierung staatlicher Institutionen und im Bildungswesen wurden kritisiert. Cicero berichtete am 1. September 2023 ebenfalls über eine Allensbach-Umfrage, die einen Vertrauensverlust in die deutsche Wirtschaft aufzeigte. 50 Prozent der Befragten glaubten, dass Deutschland in zehn bis 15 Jahren nicht mehr zu den führenden Wirtschaftsnationen gehören wird. Auch unter Führungkräften in der Wirtschaft herrschte Pessimismus. Als wichtige Maßnahmen gegen die negative Entwicklung wurden Bürokratieabbau, Modernisierung der Verwaltung, Digitalisierung und bessere Ausbildung genannt. Der Vertrauensverlust wurde mit der Politik der Bundesregierung in Verbindung gebracht. Die ZEIT berichtete am 1. September 2023 über eine weitere Allensbach-Umfrage, die den Pessimismus hinsichtlich der deutschen Wirtschaft bestätigte. Nur noch 41 Prozent der Befragten hielten Deutschland für einen sehr guten Wirtschaftsstandort. Als Hauptgrund für den Vertrauensverlust wurde die Politik der Ampel-Koalition genannt. Quellen: - FAZ: https://www.faz.net/aktuell/politik/allensbach-umfrage-deutsche-sorgen-sich-um-wirtschaft-110125841.html - Cicero: https://www.cicero.de/Wirtschaft/Umfrage-Wirtschaft-Absturz-allensbach - ZEIT: https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-01/umfrage-deutsche-zukunft-wirtschaft-buerokratie - ZEIT: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-09/allensbach-umfrage-wirtschaftsstandort-konjunktur - Cicero: https://www.cicero.de/innenpolitik/allensbach-umfrage-demografischerwandel-zukunft-burokratie-millennials - Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/umfrage-deutsche-erwarten-absturz-der-wirtschaft/29367354.html - ifd-allensbach: https://www.ifd-allensbach.de/studien-und-berichte/faz-monatsberichte.html - newstral: https://newstral.com/de/article/de/1260468129/allensbach-umfrage-die-deutschen-sp%C3%BCren-die-schlechte-wirtschaftslage-nicht
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