19.10.2024
Digitale Vernetzung im ländlichen Raum als Schlüssel zur Gemeinschaftsbildung
Vernetzung auf dem Land: Eine App belebt das Dorfleben

Vernetzung auf dem Land: Eine App belebt das Dorfleben

Im ländlichen Raum Deutschlands, insbesondere in Niedersachsen, hat die Digitalisierung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die „DorfFunk“-App, die Teil des Projekts „Digitale Dörfer Niedersachsen“ ist, hat sich als ein wichtiges Werkzeug zur Förderung der Gemeinschaft und zur Verbesserung der Kommunikation in kleinen Orten etabliert. Diese App ermöglicht es den Nutzern, Informationen auszutauschen, Unterstützung anzubieten und lokale Veranstaltungen zu organisieren.

Die Entstehung der DorfFunk-App

Die erste digitale Dorfgemeinschaft wurde im Jahr 2020 in der Gemeinde Gleichen im Landkreis Göttingen ins Leben gerufen. Die Initiative wurde durch das Bundesagrarministerium gefördert und sollte den ländlichen Raum in Zeiten der Digitalisierung unterstützen. In der Anfangsphase beschränkte sich das Projekt auf vier Landkreise in Südniedersachsen, doch mittlerweile haben sich fast 1.200 kleine Orte dem Projekt angeschlossen. Die App hat sich als äußerst beliebt erwiesen, mit über 63.800 registrierten Nutzern in ganz Niedersachsen, was die Notwendigkeit und den Wunsch nach digitaler Vernetzung in ländlichen Gebieten unterstreicht.

Funktionen und Nutzen der App

Die „DorfFunk“-App bietet eine Vielzahl von Funktionen, die den Nutzern helfen, miteinander in Kontakt zu treten. Dazu gehören:

- Nachbarschaftshilfe und Unterstützung - Suchanzeigen für verschiedene Bedürfnisse - Austausch mit der Gemeindeverwaltung - Ankündigung von Veranstaltungen und Aktivitäten - Gruppenbildung für gemeinsame Interessen, wie Sport oder Freizeitaktivitäten

Ein besonders geschätztes Merkmal der App ist der Kanal „Sag's uns“, über den die Nutzer direkt mit der Kommune kommunizieren können. Hier können sie Vorschläge machen oder Mängel melden, wie etwa defekte Straßenlaternen oder beschädigte Spielgeräte. Diese direkte Kommunikationsmöglichkeit hat sich als wertvoll erwiesen, um die Anliegen der Bürger schnell und effektiv zu adressieren.

Erfolgsgeschichte der digitalen Dörfer

Die Erfolgsgeschichte der „DorfFunk“-App ist unbestreitbar. Die wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Carola Croll, berichtet von zahlreichen positiven Rückmeldungen der Nutzer. Ein Beispiel, das oft zitiert wird, ist eine Familie, die über die App nach Hilfe suchte, um einen Waschbären von ihrem Dachboden zu entfernen. Solche Anekdoten zeigen, wie die App nicht nur als Kommunikationsmittel dient, sondern auch als Plattform für praktische Hilfe und Nachbarschaftshilfe fungiert.

Modellkommunen und Auszeichnungen

Die teilnehmenden Gemeinden haben die Möglichkeit, sich als Modellkommunen zu bewerben. Anfang August 2024 wurde die Gemeinde Holle im Landkreis Hildesheim als Modellkommune ausgezeichnet. Bürgermeister Falk-Olaf Hoppe hebt hervor, dass die App das Leben in den ländlichen Gemeinden spürbar bereichert hat. Die Kommunikation innerhalb der Dorfgemeinschaft habe sich intensiviert, und die Menschen seien vernetzter geworden.

Wertvolle Unterstützung in Krisensituationen

Ein weiteres Beispiel für den Nutzen der „DorfFunk“-App zeigt sich in Krisensituationen, wie etwa während des Weihnachtshochwassers. Die örtliche Feuerwehr nutzte die App, um die Bevölkerung über die aktuelle Hochwasserlage und Straßensperrungen zu informieren. Freiwillige boten ihre Hilfe über die App an, um beispielsweise Sandsäcke zu befüllen. Solche Einsätze verdeutlichen, wie wichtig digitale Kommunikation in Notfällen ist und wie sie die Gemeinschaft stärken kann.

Die Zukunft der digitalen Dörfer

Das Projekt „Digitale Dörfer Niedersachsen“ wird von der Stiftung Digitale Chancen in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) gefördert. Croll betont, dass es auch in anderen Bundesländern ähnliche Projekte gibt, jedoch seien die Dorfgemeinschaften in Niedersachsen besonders aktiv. Die App und die damit verbundenen Initiativen bieten nicht nur eine Plattform für den Austausch, sondern fördern auch die digitale Teilhabe und die wirtschaftliche Entwicklung ländlicher Regionen.

Fazit

Die „DorfFunk“-App hat sich als ein effektives Werkzeug zur Vernetzung und Belebung des Dorflebens in Niedersachsen etabliert. Sie ermöglicht es den Menschen, sich aktiv in ihre Gemeinschaft einzubringen, Informationen auszutauschen und Unterstützung zu finden. In einer Zeit, in der viele kleine Orte mit dem Rückgang von Geschäften und sozialen Treffpunkten kämpfen, bietet die Digitalisierung eine wertvolle Möglichkeit, das Dorfleben lebendig zu halten und die Gemeinschaft zu stärken.

Quellen

Dieser Artikel basiert auf Informationen von:

  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Stiftung Digitale Chancen
  • Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE)
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