18.10.2024
Ein Jahr nach der Ostseesturmflut: Bilanz und Ausblick

Viele Bewohner der schleswig-holsteinischen Ostseeküste werden den Sturm vom 20. und 21. Oktober 2023 nicht so schnell vergessen. Das Wasser stieg und stieg - an mehreren Stellen um zwei Meter über normal - und zerstörte Deiche, Häfen und Boote. Flensburg meldete in der Nacht den Rekordstand von 2,27 Meter. Es entstanden Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Nicht überall konnten sie innerhalb eines Jahres behoben werden, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.

Die Landespolitik zog Konsequenzen. So bot das Umweltministerium den Wasser- und Bodenverbänden an, Deiche wie an der Nordsee in die Betreuung des Landes zu übernehmen. Eine verpflichtende Elementarschadenversicherung gibt es trotz Vorstoßes der Bundesländer bis heute in Deutschland nicht.

„Der letzte Herbst war eine Zäsur für Schleswig-Holstein“, sagt Landes-Küstenschutzminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Für viele Menschen sei die Klimakrise erstmals keine abstrakte Bedrohung, sondern eine reale Schicksalserfahrung gewesen. „In dieser schwierigen Lage hat die Landesregierung entschlossen gehandelt.“ Geld und unterstützende Maßnahme zur Reparatur der Deiche seien zügig bereitgestellt worden. „Mittlerweile sind die meisten Deiche wieder wehrhaft. Unser Land geht gut gerüstet in die nächste Sturmflutsaison“, versichert Goldschmidt. „Gut geschützte Küsten und intakte Küstenökosysteme sind Voraussetzung für ein sicheres und gutes Leben in Schleswig-Holstein.“

Ein Jahr nach dem Hochwasser gibt es laut NDR aber noch zahlreiche Baustellen. So seien einige Deichabschnitte noch nicht vollständig repariert. Das betreffe mehrere Regionaldeiche, die in kommunaler Verantwortung der Wasser- und Bodenverbände liegen. In Süssau (Kreis Ostholstein) sei das Deckwerk nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Wiederherstellungsmaßnahmen für den Ostseedeich in Oehe und am Regionaldeich Weidefeld könnten aufgrund des hohen Umfangs erst in 2025 abgeschlossen werden, teilte das Umweltministerium in Kiel mit. Beide Deichabschnitte liegen im Kreis Schleswig-Flensburg.

Das Land hat nach der Oktober-Sturmflut bislang mehr als 24 Millionen Euro für die Reparaturen an den Regionaldeichen bereitgestellt. Eigentlich sind für die Pflege und Instandhaltung dieser Regionaldeiche die Wasser- und Bodenverbände verantwortlich. Diese Verantwortung wird einigen kleineren Verbänden aber zu groß. „Wir haben das Angebot gemacht, Deiche in die Landeszuständigkeit zu übernehmen“, sagte Minister Goldschmidt. Dieses Angebot möchten zum Beispiel die Verbände Oehe-Maasholm und Grödersby (Kreis Schleswig-Flensburg) annehmen. Dann wäre für sie der Landesbetrieb für Küstenschutz zuständig. Gespräche dazu laufen nach Angaben des Umweltministeriums bereits.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern richtete die Sturmflut große Schäden an, wie die Borkener Zeitung berichtet. Dort entstanden Schäden in Höhe von 56 Millionen Euro. Betroffen waren vor allem die Küstenabschnitte in Sassnitz auf Rügen und auf der Halbinsel Fischland/Darß/Zingst. Gewaltige Wellen spülten Strände und Dünen ins Meer. Mit Millionenaufwand wurde der Sand wieder aufgespült, die erneuerten Dünen wurden mit neu gepflanztem Strandhafer stabilisiert.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-10/18/ein-jahr-nach-ostseesturmflut-vorbereitung-auf-die-naechste
  • https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Ein-Jahr-nach-Ostsee-im-Oktober-Sturmflut-Nicht-alle-Deiche-repariert,sturmflut2170.html
  • https://www.borkenerzeitung.de/welt/in-ausland/panorama/Folgen-der-Sturmflut-vielerorts-in-MV-beseitigt-560067.html
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