Tief im undurchdringlichen Dschungel Guatemalas, im Norden des Departements Petén, verbirgt sich eine der größten und bedeutendsten Metropolen der Maya-Prä-klassik: El Mirador. Wie Ulf von Rauchhaupt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) beschreibt, erfordert die Reise zu dieser „Stadt der Schlangenkönige“ entweder viel Zeit für eine beschwerliche Wanderung oder den Einsatz eines Fluggeräts. Der dichte Urwald, der die Ruinenstätte bedeckt, erschwert die Erkundung und verdeutlicht die Abgeschiedenheit dieses einst so mächtigen Zentrums.
El Mirador, was übersetzt „Aussichtspunkt“ bedeutet, war einst eine pulsierende Metropole mit schätzungsweise über 100.000 Einwohnern. Wie stern.de berichtet, wurde die Stadt um 50 n. Chr. verlassen und erst 1926 wiederentdeckt. Die Anlage umfasst zirka 35 Gebäude, die jeweils auf dreistufigen Akropolen errichtet wurden. Zwei der Strukturen stechen durch ihre monumentalen Ausmaße hervor: Der Tempel „El Tigre“ mit einer Höhe von 55 Metern und „La Danta“, die mit 70 Metern Höhe und einem Volumen von 2.800.000 Kubikmetern zu den größten Pyramiden der Welt zählt. Diese Angaben finden sich auch auf der Wikipedia-Seite zu El Mirador.
Die Bedeutung von El Mirador für die Maya-Forschung ist immens. Hier wurden zahlreiche Darstellungen des Vogelgottes Vucub Caquix gefunden, wie Wikipedia berichtet. Im Jahr 2009 entdeckten Archäologen einen vier Meter langen und drei Meter hohen Mayafries aus dem Jahr 300 v. Chr. – der älteste bislang bekannte. Der Fries zeigt die Heldenzwillinge Hunahpú und Ixbalanqué beim Baden in einem Fluss, wie aus einem Bericht über das Mirador-Projekt hervorgeht (GHF Mirador Project International Press Features). Ein weiteres Highlight ist das 2016 entdeckte Sacbé-System, ein Netzwerk von 17 Straßen mit einer Gesamtlänge von 240 Kilometern, das El Mirador mit den umliegenden Orten verband. Dieses System wird von Forschern als das erste Landstraßennetz der Erde bezeichnet, wie Lonely Planet berichtet.
Die Erforschung von El Mirador ist noch lange nicht abgeschlossen. Der dichte Dschungel, die Abgeschiedenheit und die schiere Größe der Anlage stellen Archäologen vor große Herausforderungen. Wie Travelbook berichtet, wurden erst kürzlich dank moderner Lasertechnologie (Lidar) hunderte weiterer, bislang unbekannter Maya-Städte in der Umgebung von El Mirador entdeckt. Diese Funde deuten darauf hin, dass die Maya-Kultur in dieser Region noch weitläufiger und komplexer war als bisher angenommen. Die Frage, wie die riesige Anlage inmitten des Dschungels mit seinen begrenzten Ressourcen entstehen konnte, bleibt weiterhin ein Rätsel, wie Lonely Planet anmerkt.
Die Zukunft von El Mirador ist ungewiss. Derzeit ist die Stätte nur schwer zugänglich und touristisch kaum erschlossen. Die Diskussionen drehen sich um den Schutz des Kulturerbes und die Frage, ob und wie El Mirador für den Tourismus geöffnet werden kann, ohne die empfindlichen Ruinen zu gefährden. Travelbook berichtet von Überlegungen, das Land den Nachfahren der Maya zu überlassen. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, dass El Mirador, ähnlich wie Tikal, eines Tages zum UNESCO-Welterbe erklärt wird und damit einen besonderen Schutzstatus erhält.
Die Faszination für El Mirador, die „Stadt der Schlangenkönige“, ist ungebrochen. Die Ruinenstätte zeugt von einer hochentwickelten Zivilisation, deren Geheimnisse noch lange nicht vollständig entschlüsselt sind. Dokumentationen wie „Die Legende der Schlangenkönige“ (mexico-info.netmare.de) und „Jagd nach den Schlangenkönige“ (mexico-info.netmare.de) tragen dazu bei, das Interesse an dieser vergessenen Welt zu wecken und die Bedeutung der archäologischen Forschung in El Mirador zu unterstreichen.
Quellen: