In der chilenischen Atacama-Wüste, auf dem Cerro Armazones, einem Berg, dessen Name laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ, 27.11.2024) „Hügel der Gerüste“ bedeutet und damit bezeichnend für das dort entstehende Projekt ist, wird derzeit das Extremely Large Telescope (ELT) gebaut. Dieses von der Europäischen Südsternwarte (ESO) entwickelte Teleskop wird mit seinem knapp 40 Meter großen Hauptspiegel das größte optische Teleskop weltweit sein und die Astronomie revolutionieren, wie ORF Science (22.11.2024) berichtet.
Die Atacama-Wüste bietet mit ihren extrem trockenen und wolkenlosen Nächten optimale Voraussetzungen für astronomische Beobachtungen. Schon jetzt befinden sich dort einige der leistungsfähigsten Teleskope, wie das Very Large Telescope (VLT) und das Atacama Large Millimeter Array (ALMA), beide von der ESO betrieben. Das ELT, das 20 Kilometer vom VLT entfernt entsteht, wird diese jedoch in seinen Dimensionen und Leistungsmöglichkeiten weit übertreffen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird das ELT 15-mal mehr Licht einfangen als die derzeitigen Teleskope der Zehn-Meter-Klasse und 16-mal feinere Details erkennen können als das Hubble-Weltraumteleskop.
Der aus 798 sechseckigen Segmenten bestehende Hauptspiegel des ELT stellt eine technische Meisterleistung dar. Jedes Segment ist beweglich gelagert und kann permanent angepasst werden, um die ideale Spiegelform bei allen Temperaturen und Neigungen des Teleskops zu gewährleisten. Das vom Teleskop eingefangene Licht wird, wie das BMBF erläutert, auf dem Weg zu den Kameras über einen weiteren Spiegel geleitet, der tausendmal pro Sekunde mit fast 6000 Stellelementen verformt wird, um atmosphärische Störungen auszugleichen. Sechs Laser, die 90 Kilometer hoch in die Atmosphäre projiziert werden und dort künstliche „Leitsterne“ erzeugen, unterstützen diesen Prozess.
Die adaptive Optik des ELT, ein System aus fünf Spiegeln, die sich kontinuierlich an die aktuellen Bedingungen anpassen, ist laut ORF Science (22.11.2024) in ihrem Ausbaugrad einzigartig. Sie kompensiert die durch die Erdatmosphäre verursachten Bildverzerrungen, indem sie die von Lasern erzeugten künstlichen Sterne analysiert und die Spiegel tausendmal pro Sekunde justiert. Ähnliche Projekte in den USA, das Thirty Meter Telescope (TMT) auf Hawaii und das Giant Magellan Telescope in Chile, sind laut ORF Science momentan unsicher, was dem ELT einen erheblichen Vorsprung in der astronomischen Forschung verschafft.
Mit der geplanten Inbetriebnahme des ELT im Jahr 2028 eröffnen sich der Wissenschaft völlig neue Perspektiven. Die direkte Beobachtung erdähnlicher Planeten um andere Sterne, die Suche nach Wasser, Atmosphären und lebensfreundlichen Bedingungen, die Erforschung der Entstehung und Zukunft des Universums sowie die Rolle Schwarzer Löcher sind nur einige der Forschungsfragen, die das ELT beantworten soll. Wie das BMBF berichtet, werden etwa zwei Drittel der rund 2500 Astrophysikerinnen und Astrophysiker in Deutschland mit Daten des ELT arbeiten. Deutschland beteiligt sich als größtes ESO-Mitglied mit rund 230 Millionen Euro an den Gesamtbaukosten von 1104 Millionen Euro (Preisbasis 2014).
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