Der Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, sieht "überambitionierte" politische Ziele in der deutschen Energiepolitik. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, fordert Kapferer von der künftigen Bundesregierung eine Wende in der Energiepolitik.
"Wir brauchen einen bezahlbaren Netzausbau, der auf realistischen Annahmen zu Stromerzeugung und -verbrauch basiert und nicht allein auf politisch überambitionierten Zielen", sagte Kapferer im Gespräch mit der F.A.Z. Er kritisiert, dass die Berechnungen der Politik für den Stromverbrauch zu hoch seien.
Dies führe dazu, dass der Netzausbau überdimensioniert und zu teuer werde. Zudem laufe die Photovoltaik aus dem Ruder und gefährde die Stabilität des Energiesystems. All das treibe die Strompreise in die Höhe, so Kapferer.
Der 50Hertz-Chef sieht insbesondere bei der Förderung der erneuerbaren Energien Handlungsbedarf. "Die Förderung der Erneuerbaren sollte umgestellt werden", fordert er. Die derzeitige Förderung führe zu einer Fehlallokation von Ressourcen.
Wie der Standard berichtet, ist das Problem der Überproduktion von Solarstrom nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in Kalifornien müssen Solaranlagen zeitweise abgeregelt werden, weil sie mehr Strom produzieren als benötigt wird. Dies führt zu sinkenden Preisen und gefährdet Investitionen in neue Anlagen.
Experten sehen mehrere Lösungsansätze für diese Herausforderungen. Dazu gehören der Ausbau von Energiespeichern, intelligentes Lastmanagement sowie eine stärkere Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Auch eine Anpassung der Fördersysteme wird diskutiert.
Die Debatte zeigt, dass die Energiewende vor komplexen Herausforderungen steht. Eine realistische Einschätzung des künftigen Strombedarfs und eine intelligente Steuerung des Ausbaus erneuerbarer Energien werden entscheidend sein, um die Klimaziele kosteneffizient zu erreichen.