20.1.2025
Flüchtlingsintegration: Wohnsitzauflagen behindern Arbeitsmarktintegration

Flüchtlinge, Arbeitslosigkeit und Wohnraum in Deutschland: Eine komplexe Herausforderung

Die Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeits- und Wohnungsmarkt stellt weiterhin eine große Herausforderung dar. Wie eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, ziehen Flüchtlinge häufig in Städte mit hoher Arbeitslosigkeit. Dies hat Auswirkungen auf ihre Beschäftigungschancen und die Wohnsituation.

Konzentration in Städten mit hoher Arbeitslosigkeit

Wie das IAB berichtet, lassen sich Geflüchtete überproportional häufig in Regionen mit einer höheren Arbeitslosenquote nieder. Die Forscher führen dies vor allem auf die dort günstigeren Mieten zurück. "Wir müssen verhindern, dass es in Deutschland zu einem Verteilungskampf um bezahlbaren Wohnraum kommt", warnt Armin Laschet, Vorsitzender der Robert Bosch Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik.

Auswirkungen auf die Arbeitsmarktintegration

Die Konzentration in Regionen mit schwächerem Arbeitsmarkt erschwert die Integration in den Arbeitsmarkt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, liegt die Wahrscheinlichkeit, einer bezahlten Arbeit nachzugehen, für Flüchtlinge mit Wohnsitzauflage um gut sechs Prozentpunkte unter der jener ohne Auflage. Der Migrationsökonom Herbert Brücker erläutert: "Wenn zum Beispiel die beiden wirtschaftlich florierenden Länder Bayern und Baden-Württemberg keine Wohnsitzauflagen erlassen hätten, läge der Anteil von Flüchtlingen, die Arbeit haben, heute um sechs Prozentpunkte höher".

Herausforderungen bei der Wohnungssuche

Auch bei der Suche nach einer eigenen Wohnung haben Geflüchtete mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Laut IAB-Studie sind die Chancen, aus einer Gemeinschaftsunterkunft in eine eigene Wohnung zu ziehen, für Flüchtlinge mit Wohnsitzauflage um 8 bis 15 Prozentpunkte reduziert. Der lange Aufenthalt in Massenunterkünften gilt allgemein als Integrationshindernis.

Widersprüchliche Auswirkungen des Integrationsgesetzes

Das 2016 in Kraft getretene Integrationsgesetz scheint auf zentralen Feldern der Integration von Flüchtlingen teilweise das Gegenteil seiner intendierten Wirkung zu erzielen. Wie der Tagesspiegel berichtet, kommen IAB-Forscher zu dem Schluss, dass die Wohnsitzauflagen vor allem ein Hindernis darstellen, Arbeit zu finden. "Die bisherigen Ergebnisse sprechen nicht dafür, dass das Ziel des Gesetzes, die Integrationschancen von Geflüchteten durch die Einführung der Wohnsitzauflagen zu verbessern, tatsächlich erreicht wurden", so das harte Urteil der Wissenschaftler.

Forderung nach Reformen

Angesichts dieser Erkenntnisse fordern Experten eine Überarbeitung des Integrationsgesetzes. Die Robert Bosch Expertenkommission empfiehlt eine massive Ausweitung des öffentlichen Wohnungsbaus sowie neue Verteilungsschlüssel, die sich stärker an Kriterien wie Arbeitsmarkt, Demographie oder Wohnungsmarkt orientieren. Auch eine Förderung zivilgesellschaftlicher Initiativen, die Flüchtlinge in private Wohnungen vermitteln, wird angeregt.

Positive Entwicklungen trotz Herausforderungen

Trotz aller Schwierigkeiten gibt es auch positive Entwicklungen zu verzeichnen. Wie das IAB feststellt, sind Geflüchtete, die mit der jüngsten großen Fluchtbewegung kamen, inzwischen rascher in Arbeit als frühere Generationen. Laut einer Untersuchung von 2017 waren bereits 21 Prozent der seit 2013 gekommenen Flüchtlinge in Arbeit, 80 Prozent davon in sozialversicherungspflichtigen Jobs.

Die Integration von Geflüchteten in Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt bleibt eine komplexe Aufgabe, die weiterhin großer Anstrengungen bedarf. Eine Anpassung politischer Rahmenbedingungen sowie verstärkte Unterstützungsmaßnahmen könnten dazu beitragen, die Integrationschancen zu verbessern und das Potential der Zugewanderten besser zu nutzen.

Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/politik/studie-gefluechtete-ziehen-oft-in-staedte-mit-vielen-arbeitslosen-110242799.html
https://www.tagesspiegel.de/politik/wie-das-integrationsgesetz-die-integration-behindert-5569792.html
https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/fluchtlingskrise-experten-fordern-massive-ausdehnung-des-wohnungsbaus/
https://asylumineurope.org/reports/country/germany/content-international-protection/housing/

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