19.10.2024
Entdeckung einer 1.200 Jahre alten Siedlung in der Altmark bei Belkau

Altmark: Über 1.000 Jahre alte Siedlung bei Belkau entdeckt

In der Altmark, genauer gesagt in der Nähe von Belkau, haben Archäologen eine bedeutende Entdeckung gemacht: Eine große bäuerliche Siedlung, die auf ein Alter von etwa 1.200 Jahren datiert wird. Diese Siedlung zeichnet sich durch eine außergewöhnlich gute Erhaltung ihrer Brunnen aus, die aus Eichenholz konstruiert wurden. Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt erklärte, dass die Konstruktionen im Grundwasser nahezu wie neu erscheinen. Die dendrochronologische Methode ermöglicht eine präzise Altersbestimmung, wobei einer der Brunnen auf das Jahr 770 und ein weiterer auf das Jahr 888 nach Christus datiert werden konnte.

Lebensweise der damaligen Bewohner

Die Siedlung erstreckte sich über eine Fläche von rund 25 Hektar und bot Platz für etwa 500 Menschen. Die Funde deuten darauf hin, dass die Bewohner wohlhabend waren, was auf eine Kombination aus Landwirtschaft, Handel sowie der Bearbeitung von Bronze und Eisen zurückzuführen ist. Biermann schätzt, dass die Gesamtzahl der Brunnen zwischen 20 und 30 lag, wobei jedes Gehöft seinen eigenen Brunnen hatte. Diese Brunnen waren aufgrund des hohen Grundwasserspiegels zwischen 1,20 und 3,30 Meter tief.

Historische Bedeutung der Entdeckung

Die Ausgrabungen in Belkau haben das Potenzial, die Geschichte der Altmark während der Völkerwanderungszeit und im Mittelalter zu beleuchten. Diese Zeit war geprägt von bedeutenden Veränderungen, als im 5. und 6. Jahrhundert verschiedene germanische Gruppen abwanderten und andere einwanderten. Im 7. Jahrhundert kamen die Slawen hinzu, wodurch die Altmark zu einer Kontaktzone zwischen Menschen unterschiedlicher Sprachen und kulturellen Hintergründen wurde.

Funde und ihre Implikationen

Die Grabungen haben eine Vielzahl von Funden aus nahezu allen Epochen seit der Jungsteinzeit hervorgebracht. Unter den Entdeckungen befinden sich römische Münzen und militärische Ausrüstungsgegenstände, die auf Handelsbeziehungen und den Dienst germanischer Krieger in der Römischen Armee hinweisen. Besonders bemerkenswert sind die Gewandspangen aus dem 6. und frühen 7. Jahrhundert, die enge Parallelen zu Funden in Südschweden und auf Gotland aufweisen. Diese Funde werfen die Frage auf, ob skandinavische Völkerschaften während ihrer Wanderungen zeitweise in der Altmark verweilten.

Zusätzlich wurden Werkzeuge, wie Sicheln, Messer und eiserne Pfeilspitzen, gefunden, die vermutlich in der Siedlung hergestellt wurden. Diese Artefakte geben wertvolle Einblicke in die handwerklichen Fähigkeiten und die Lebensweise der damaligen Bevölkerung.

Fazit

Die Entdeckung der über 1.000 Jahre alten Siedlung bei Belkau ist von großer archäologischer Bedeutung und könnte das Verständnis der regionalen Geschichte erheblich erweitern. Die gut erhaltenen Brunnen und die Vielzahl an Funden bieten nicht nur Einblicke in die Lebensweise der damaligen Menschen, sondern auch in die komplexen interkulturellen Kontakte, die in dieser Zeit stattfanden. Die laufenden Ausgrabungen werden voraussichtlich weitere spannende Erkenntnisse über die Altmark und ihre Geschichte liefern.

Diese Informationen wurden unter anderem von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt bereitgestellt.

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