19.10.2024
Entdeckung der Tonerdhummel in Deutschland als Zeichen für Klimawandel und Biodiversität

Umwelt und Natur: Eine Tonerdhummel schafft es über die Alpen

In einer bemerkenswerten Entdeckung wurde erstmals eine Tonerdhummel (Bombus argillaceus) in Deutschland nachgewiesen. Diese Hummelkönigin hat den beeindruckenden Sprung über die Alpen geschafft und somit die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern und Naturschützern auf sich gezogen. Die Sichtung fand im oberbayerischen Ohlstadt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen statt und wurde im Rahmen des Bürgerprojekts „Hummel-Challenge“ dokumentiert.

Herkunft und Verbreitung der Tonerdhummel

Die Tonerdhummel ist eine wärmeliebende Art, die vorwiegend in den Mittelmeerländern sowie in den Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres verbreitet ist. Ihre bisherigen Vorkommen erstrecken sich bis hin zum Iran. In den letzten Jahren wurden jedoch bereits Sichtungen in den Nachbarländern Österreich und Schweiz registriert, was die Vermutung aufkommen ließ, dass die Hummel auch nach Deutschland vordringen könnte.

Die Entdeckung dieser Hummelkönigin könnte auf eine Veränderung der Verbreitungsgebiete hindeuten, die möglicherweise durch den Klimawandel bedingt ist. Dr. Sophie Ogan, Projektverantwortliche am Thünen-Institut, erklärte, dass Gebirgszüge wie die Alpen für viele Arten eine natürliche Barriere darstellen. Die Zuwanderung von Arten aus wärmeren Regionen könnte ein Zeichen für die Anpassung der Biodiversität an sich verändernde klimatische Bedingungen sein.

Die Bedeutung der Sichtung

Die Sichtung der Tonerdhummel stellt einen wichtigen wissenschaftlichen Erfolg dar, insbesondere im Kontext des Citizen-Science-Projekts „Hummel-Challenge“. Bei dieser Initiative werden Bürger dazu ermutigt, Hummeln zu beobachten und ihre Funde über die kostenlose App ObsIdentify zu melden. Diese Form der Bürgerbeteiligung hat sich als äußerst wertvoll für die Wissenschaft erwiesen, da sie eine Vielzahl an Daten liefert, die für die Erforschung von Insektenpopulationen entscheidend sind.

Thomas Guggemoos, ein langjähriges Mitglied des Bund Naturschutz in Bayern (BN), war für die Dokumentation der Hummelkönigin verantwortlich. Er hob hervor, dass die Möglichkeit, durch die Teilnahme an solchen Projekten neue Arten zu dokumentieren, das Bewusstsein für den Erhalt der Biodiversität schärft.

Merkmale der Tonerdhummel

Die Tonerdhummel ist leicht zu erkennen, da sie sich durch zwei auffällige gelbe Querbinden auf ihrem Brustbereich und einen vollständig schwarzen Hinterleib auszeichnet. Diese Merkmale unterscheiden sie deutlich von anderen Hummelarten wie der Garten-, Feld- oder Unterirdischen Hummel. Diese visuellen Unterschiede sind entscheidend für die Identifikation und Beobachtung von Hummelpopulationen.

Forschung und zukünftige Studien

Ob sich die Tonerdhummel dauerhaft in Deutschland ansiedeln wird, bleibt abzuwarten. Wissenschaftler und Naturschützer planen weitere Studien, um herauszufinden, ob es sich bei der Sichtung um einen Einzelfund handelt oder ob möglicherweise bereits andere Exemplare dieser Art in Deutschland gesichtet wurden, die bislang nicht gemeldet wurden. Langfristige Monitoring-Programme sind notwendig, um die Populationen und deren Verbreitung über einen längeren Zeitraum zu beobachten.

Die Erkenntnisse aus diesen Studien könnten wichtige Hinweise darauf geben, wie sich die Biodiversität in Deutschland unter dem Einfluss des Klimawandels entwickelt. Die Ankunft neuer Arten könnte sowohl Herausforderungen als auch Chancen für das Ökosystem mit sich bringen, und es ist entscheidend, die langfristigen Auswirkungen solcher Veränderungen zu verstehen.

Bedeutung von Citizen Science für die Umweltforschung

Die Hummel-Challenge zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die Beteiligung der Öffentlichkeit an wissenschaftlichen Projekten ist. In diesem Sommer beteiligten sich etwa 3.500 Menschen an der Initiative, was zu einer Vielzahl an Beobachtungen führte. Die gesammelten Daten sind nicht nur für die Forschung von Bedeutung, sondern tragen auch dazu bei, das Bewusstsein für den Rückgang von Arten und die Notwendigkeit des Naturschutzes zu schärfen.

Die Hummel-Challenge ist ein Gemeinschaftsprojekt des Thünen-Instituts, des Bund Naturschutz in Bayern und der Plattform Observation.org. Es wird jährlich im Frühjahr und Sommer durchgeführt und hat das Ziel, die Vielfalt der Hummelarten in Deutschland zu dokumentieren und zu schützen.

Fazit

Die Entdeckung der Tonerdhummel in Deutschland ist ein bedeutender Schritt in der Erforschung der Biodiversität und der Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierwelt. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese neue Hummelart langfristig in der Region etablieren kann. Die laufenden Studien werden dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Dynamik der Artenverbreitung zu entwickeln und den Naturschutz in Deutschland voranzubringen.

Durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und der breiten Öffentlichkeit wird nicht nur wertvolles Wissen generiert, sondern auch das Interesse an der Natur und der Schutz unserer Umwelt gefördert. Die Hummel-Challenge ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie gemeinschaftliches Engagement zu bedeutenden wissenschaftlichen Erkenntnissen führen kann.

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