Die Orca-Mutter J35, bekannt als Tahlequah, wurde im Puget Sound bei Seattle beobachtet, wie sie ihr verstorbenes Kalb vor sich herschiebt. Diese herzzerreißende Szene, die durch Bilder und Videos in den sozialen Medien global verbreitet wurde (NOAA via Instagram und Facebook), erinnert an ein ähnliches Ereignis im Jahr 2018, als J35 ihr totes Kalb 17 Tage lang mit sich trug (Stuttgarter Nachrichten, Stuttgarter Zeitung, ZEIT online, 4. Januar 2025). Die US-amerikanische Ozean- und Klimabehörde (NOAA) erläuterte, dass dieses Verhalten, tote Nachkommen mit sich zu tragen, auch bei anderen sozialen Tierarten wie Primaten und Elefanten vorkommt und auf die komplexen emotionalen und sozialen Strukturen dieser Tiere hinweist.
Der Verlust des Kalbs ist ein weiterer Rückschlag für die stark gefährdete Orca-Population im Puget Sound, die nur noch 73 Tiere zählt (Süddeutsche Zeitung). Das Center for Whale Research, welches die Orcas in dieser Region beobachtet, bestätigte den Tod des weiblichen Kalbs J61 und bezeichnete ihn als besonders tragisch, da das Weibchen potentiell eine zukünftige Matrilinie hätte anführen können. Für J35 ist es bereits der zweite Verlust eines ihrer vier dokumentierten Kälber (n-tv). Ihre zwei überlebenden Nachkommen, J57 (Phoenix) und J47 (Notch), sind beide männlich und drei bzw. vierzehn Jahre alt.
Die NOAA erklärte auf Instagram, dass die Orca-Population im nordöstlichen Pazifik vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt ist. Zu den Hauptproblemen zählen Lärm und Störungen durch Schifffahrt, Schadstoffe und die Verfügbarkeit von Beutetieren, die sich in ihren Auswirkungen gegenseitig verstärken. Die schrumpfende Population führt zudem zu vermehrter Inzucht, was die Lebenserwartung der Tiere beinahe halbieren kann (Spiegel).
Eine Nekropsie zur Feststellung der genauen Todesursache ist aufgrund der starken Bindung von J35 an ihr totes Kalb und des fortschreitenden Verwesungsprozesses unwahrscheinlich (NOAA). Die Behörde respektiert die Trauer der Orca-Mutter und beobachtet die Situation weiterhin. Der Tod jedes einzelnen Kalbs stellt einen erheblichen Verlust für die gefährdete Population dar (Frankfurter Allgemeine Zeitung).
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