19.10.2024
Erntesaison im Alten Land: Weniger Äpfel, hohe Qualität und neue Herausforderungen
Obstanbau im Alten Land

Obstanbau: Experten erwarten keine volle Apfelernte im Alten Land

Im Alten Land, einem der bedeutendsten Obstanbaugebiete Deutschlands, wird in dieser Saison mit einer reduzierten Apfelernte gerechnet. Laut Experten ist die Qualität der Äpfel zwar gut, jedoch leidet die Menge unter ungünstigen Wetterbedingungen. Matthias Görgens, stellvertretender Leiter der Obstbauversuchsanstalt Jork, äußerte: „Das Obst schmeckt, die Qualität ist gut, aber die Menge ist geringer.“ Diese Einschätzung basiert auf ersten Untersuchungen und den Erfahrungen der Landwirte vor Ort.

Wetterbedingungen und ihre Auswirkungen

Die kalte Phase im April hat vielen Obstbäumen im Alten Land, das sich zwischen Cuxhaven und Hamburg erstreckt, zugesetzt. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen führten dazu, dass die Blühtermine für verschiedene Obstsorten wie Äpfel, Pflaumen, Kirschen und Birnen vorgezogen wurden. Die warmen Wintermonate hatten eine frühe Blüte zur Folge, was dazu führte, dass die Ernte in diesem Jahr 10 bis 14 Tage früher beginnt. „Wir bleiben im Rhythmus, die ersten Frühsorten wie der Astramel werden jetzt schon geerntet“, erklärt Görgens weiter.

Das Alte Land: Ein zentrales Obstanbaugebiet

Das Alte Land ist mit etwa 10.000 Hektar Anbaufläche und 550 Betrieben das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands. Die Region ist bekannt für ihre hohe Obstqualität, jedoch stehen die Landwirte in dieser Saison vor besonderen Herausforderungen. Die Beregnungsanlagen wurden eingesetzt, um die Blüten vor Frost zu schützen, dennoch blieb der Tagestemperaturverlauf ebenfalls problematisch. „Den Bienen war es nicht warm genug, es wurde nicht genug bestäubt“, fügt Görgens hinzu.

Innovative Ansätze zur Bestäubung

Um die Bestäubung zu unterstützen, wurden in einigen Betrieben Hummeln eingesetzt. Auf dem Herzapfelhof Lühs in Jork, der seit 2012 biologisch wirtschaftet, werden diese Insekten gezielt zur Bestäubung der Obstblüten verwendet. Senior Hein Lühs erklärt: „Die fleißigen Helferinnen sind sachgerecht gekleidet, wenn es kühl ist.“ Trotz der Maßnahmen bleibt die Herausforderung groß, da die Pflanzen nicht wie gewünscht wachsen wollen. Diese Situation ist insbesondere in einem Jahr nach einer starken Ernte nicht ungewöhnlich, da viele Obstbäume in dieser Saison weniger Früchte tragen.

Einfluss auf andere Obstsorten

Nicht nur die Apfelernte ist betroffen; auch die Kirschernte hat unter den Wetterbedingungen gelitten. Kälte und Regen zur Erntezeit führten dazu, dass viele Kirschen geplatzt sind. „Bei den Süßkirschen hatten wir nur die halbe Ernte“, berichtet Lühs. Dies zeigt, dass die Auswirkungen des Wetters nicht nur die Äpfel, sondern auch andere Obstsorten stark beeinflussen.

Wirtschaftliche Herausforderungen für die Landwirte

Zusätzlich zu den klimatischen Herausforderungen sehen sich die Landwirte auch wirtschaftlichen Drucksituationen gegenüber. Der gestiegene Mindestlohn hat viele Bauern dazu veranlasst, ihre Ressourcen zu optimieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Viele Anbauer sind vorsichtiger geworden, was Investitionen in neue Anlagen angeht, da die Kosten gestiegen sind.

Technologische Entwicklungen im Obstbau

Die Zukunft des Obstanbaus könnte durch technologische Innovationen geprägt sein. Bei den Obstbautagen, die im Februar 2025 in Jork stattfinden werden, sollen technische Unterstützungsmöglichkeiten ein zentrales Thema sein. Görgens bemerkt, dass im Gegensatz zu den USA in Deutschland noch von Menschenhand geerntet wird. „In den USA sind sie schon weiter“, sagt er und deutet damit auf die Notwendigkeit hin, auch in Deutschland innovative Lösungen zu finden, um die Herausforderungen im Obstbau zu bewältigen.

Fazit

Die aktuelle Erntesaison im Alten Land bringt für die Obstbauern sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Während die Qualität der Äpfel und anderer Obstsorten hoch bleibt, wird die Menge voraussichtlich geringer ausfallen als in den Vorjahren. Dies erfordert neue Strategien und Anpassungen in der Bewirtschaftung, um den Anforderungen des Marktes und den klimatischen Bedingungen gerecht zu werden. Die Landwirte in der Region stehen vor der Aufgabe, innovative Ansätze zu entwickeln, um die Erträge in Zukunft zu sichern und gleichzeitig die Qualität ihrer Produkte zu bewahren.

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