19.10.2024
Fachkräftemangel in Sozial- und Gesundheitsberufen dringender Handlungsbedarf
Fachkräfte: 133.000 offene Stellen in Sozial- und Gesundheitsberufen

Fachkräfte: 133.000 offene Stellen in Sozial- und Gesundheitsberufen

In Deutschland gibt es derzeit eine alarmierende Anzahl von offenen Stellen in den Bereichen Gesundheit und Soziales. Laut einer Analyse des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) können rund 133.000 Stellen im Durchschnitt des Jahres 2023 nicht mit entsprechend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Dies stellt ein ernsthaftes Problem für die deutsche Gesellschaft dar, da die Fachkräftelücke in diesen Berufen einen erheblichen Teil der gesamtwirtschaftlichen Fachkräftelücke ausmacht.

Die aktuelle Situation

Die Fachkräftelücke betrifft insbesondere Erzieherinnen und Erzieher sowie Pflegekräfte. Laut dem Studienautor Jurek Tiedemann ist die Situation zwar leicht besser geworden, bleibt jedoch „sehr angespannt“. Experten warnen, dass sich die Lage in den kommenden Jahren noch verschärfen könnte. Ein erheblicher Mangel an Fachkräften führt dazu, dass viele Einrichtungen nicht die benötigte Anzahl an Betreuungsplätzen anbieten können, was insbesondere für Familien mit kleinen Kindern problematisch ist.

Engpass bei Erziehern

Besonders auffällig ist der Mangel an Erziehern. Im vergangenen Jahr fehlten durchschnittlich knapp 21.000 Fachkräfte, was bundesweit zu einem Mangel von etwa 300.000 Betreuungsplätzen führte. Diese Situation wird durch strukturelle Probleme in den Gesundheits- und Sozialberufen verschärft. Über 80 Prozent der Beschäftigten in diesen Bereichen sind Frauen, von denen mehr als die Hälfte in Teilzeit arbeitet. Diese Teilzeitarbeit ist oft eine Reaktion auf die unzureichende Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen für Kinder.

Auswirkungen auf die Gesellschaft

Die Fachkräftelücke hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Berufstätige Mütter sind häufig gezwungen, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren, um die Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten. Tiedemann betont, dass die Bereitstellung von ausreichend Betreuungsplätzen eine zentrale Stellschraube sei, um die Arbeitszeiten von Müttern und Vätern zu erhöhen und somit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Prognosen für die Zukunft

Die Prognosen für die Zukunft sind ebenso besorgniserregend. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis zum Jahr 2049 mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden, um den steigenden Anforderungen durch die alternde Bevölkerung gerecht zu werden. Dies betrifft nicht nur die Altenpflege, sondern auch die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Sozialarbeit und -pädagogik.

Positive Entwicklungen in der Ausbildung

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen zu verzeichnen. Die Ausbildungen in den Bereichen Pflege und Erziehung verzeichnen einen Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Dies zeigt, dass das Interesse an diesen Berufen wächst. Dennoch steigt der Bedarf an qualifiziertem Personal schneller, als neue Fachkräfte nachkommen können, was die Problematik des Fachkräftemangels weiter verschärft.

Empfehlungen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, empfehlen Experten, die Anreize für Ausbildungen in den Gesundheits- und Sozialberufen zu erhöhen. Eine gezielte Ansprache von männlichen Beschäftigten könnte dazu beitragen, Geschlechterklischees zu überwinden und mehr Männer für eine Karriere in diesen Bereichen zu gewinnen. Dies könnte nicht nur die Fachkräftesituation verbessern, sondern auch zu einer ausgewogeneren Geschlechterverteilung in diesen Berufen führen.

Fazit

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Gesundheits- und Sozialberufe ist ernst und erfordert dringende Maßnahmen. Die hohe Anzahl an offenen Stellen und die damit verbundenen Herausforderungen müssen von der Politik, den Bildungseinrichtungen und der Gesellschaft als Ganzes angegangen werden, um eine adäquate Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Quellen: Die Zeit, WirtschaftsWoche, t-online.

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