19.10.2024
Die Faszination des Surfens im Blick der Olympischen Spiele 2024

Kolumne „Schon schön“: Endlich Magie

In der jüngsten Berichterstattung über die Olympischen Spiele in Paris 2024 hat sich der Surfsport als einer der großen Gewinner herauskristallisiert. Dies ist nicht nur dem Sport selbst zu verdanken, sondern auch dem einzigartigen Kommentatoren-Team des ZDF, das eine neue Dimension in die Übertragung eingebracht hat.

Traditionell sind die Deutschen dem Surfen, international als „Surfing“ bekannt, nicht besonders zugetan. Der Begriff „Wellenreiten“ wird oft verwendet, um eine Sportart zu beschreiben, die in der breiten Öffentlichkeit nicht mit der gleichen Begeisterung wahrgenommen wird wie andere Sportarten. Ein grundlegendes Missverständnis liegt im Deutschen, wo Surfen oftmals mit Windsurfen gleichgesetzt wird, einer Trendsportart der 1980er Jahre, die umfangreiche Ausrüstung erfordert und nicht unbedingt die gleiche Faszination ausübt wie das klassische Surfen.

Ein weiteres Hindernis für die Popularität des Surfens in Deutschland ist die geografische Lage. Aufgrund des Mangels an geeigneten Wellen ist es den meisten Menschen nicht möglich, diese Sportart ernsthaft zu erlernen oder zu praktizieren. Zwar gibt es einige Enthusiasten, die an der Nordsee oder in künstlichen Wellenanlagen aktiv sind, doch diese Versuche haben es nicht geschafft, eine breite Akzeptanz oder Begeisterung für den Sport zu erzeugen.

Als Surfen schließlich 2020 bei den Olympischen Spielen in Japan erstmals olympisch wurde, war die Berichterstattung im deutschen Fernsehen eher bescheiden. Die Übertragungen fanden oft ohne Kommentar statt, was die Zuschauer weiter von diesem Sport entfremdete.

Doch die Olympischen Spiele 2024 in Paris haben eine Wende gebracht. Der Wettbewerb wird auf der atemberaubenden Südseeinsel Tahiti ausgetragen, bekannt für ihre perfekten Wellen und malerische Landschaft. Diese Kulisse hat nicht nur die Sportler, sondern auch die Zuschauer in ihren Bann gezogen. Die Wellen von Teahupo’o sind berühmt für ihre Schönheit und Herausforderung und bieten die perfekte Umgebung für einen Sport, der oft als Kunstform angesehen wird.

Die Kommentatoren Nils Kaben und Afridun Amu haben sich als das perfekte Duo erwiesen, um die Faszination des Surfens zu vermitteln. Nils Kaben, ein erfahrener Sportkommentator, bringt eine gewisse Bodenhaftung und Authentizität in die Übertragungen. Er agiert oft als der interessierte Laie, der Fragen stellt und die Zuschauer auf eine Reise der Entdeckung mitnimmt. Afridun Amu hingegen bringt tiefes Fachwissen und Leidenschaft für den Sport mit. Als erster und einziger Surfer aus Afghanistan hat er eine einzigartige Perspektive und verbindet seine Erfahrungen mit einem akademischen Hintergrund als Verfassungsrechtler und Professor für Design Thinking.

Amu begeistert sich für die technischen Aspekte des Surfens und erklärt Begriffe wie „kritische Take-offs“ und „tiefe Barrels“ mit einer Leidenschaft, die ansteckend wirkt. Seine Erklärungen machen den Sport für die Zuschauer greifbar und verständlich, und er trägt dazu bei, das Image des Surfens in Deutschland zu transformieren.

Die Berichterstattung über die Surfwettbewerbe hat sich in den ersten Tagen der Olympischen Spiele deutlich verbessert. Zuschauer, die zuvor wenig mit dem Sport anfangen konnten, finden sich nun in einem neuen Narrativ wieder, das sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Kaben und Amu schaffen es, die Spannung und Dramatik der Wettkämpfe zu vermitteln und gleichzeitig das Wissen über den Sport zu vertiefen.

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sind nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch eine kulturelle Feier, die das Potenzial hat, das Bild des Surfens in Deutschland nachhaltig zu verändern. Die Kombination aus spektakulären Wettkämpfen und exzellenten Kommentatoren schafft eine Atmosphäre, die Zuschauer sowohl vor als auch hinter dem Bildschirm fesselt.

In einer Zeit, in der viele Menschen nach neuen Erfahrungen und Herausforderungen suchen, könnte der Surfsport in Deutschland endlich die Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren, die er verdient. Die Magie des Surfens, die durch die Übertragung der Olympischen Spiele sichtbar wird, könnte dazu beitragen, eine neue Generation von Surfern zu inspirieren und eine breitere Akzeptanz für diesen faszinierenden Sport zu schaffen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Olympischen Spiele in Paris nicht nur eine Plattform für Athleten bieten, sondern auch eine Gelegenheit, Sportarten wie Surfen neu zu definieren und zu präsentieren. Die Kombination aus exquisiter Kulisse, engagierten Kommentatoren und der Leidenschaft der Athleten macht die Übertragungen zu einem Erlebnis, das weit über die sportlichen Leistungen hinausgeht. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf die zukünftige Wahrnehmung des Surfens in Deutschland auswirken werden, doch eines ist gewiss: Die Magie des Surfens ist endlich angekommen.

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