22.10.2024
Frankreichs Tourismus Zwischen Boom und Belastungsgrenze

Stadt, Strand, Schluss: Overtourism in Frankreich

Frankreich, das Land der Liebe, des Weins und der tausendjährigen Kultur, sieht sich einer neuen Herausforderung gegenüber: Overtourism. Immer mehr Menschen zieht es in die malerischen Städte, an die traumhaften Strände und in die atemberaubenden Naturlandschaften des Landes. Doch die Kehrseite des Booms ist eine Überlastung der Infrastruktur und der Umwelt, die die Lebensqualität der Einheimischen und die Attraktivität für die Besucher schmälert.

Besonders betroffen von dem Phänomen sind die Küstenregionen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, hat der Bürgermeister von Les Sables d’Olonne, Yannick Moreau, die Reißleine gezogen. „Die Stadt macht keine Werbung mehr und ermutigt auch niemanden, nach Les Sables d’Olonne zu kommen“, zitiert die F.A.Z. den Bürgermeister. Ein ungewöhnlicher Schritt für eine Stadt, die stark vom Tourismus abhängig ist. Doch die Belastungsgrenze ist erreicht.

Drei Kilometer Sandstrand, verwinkelte Gassen, pittoreske Belle-Époque-Villen und ehemalige Fischerhäuschen – die Schönheit von Les Sables d’Olonne zieht die Menschen magisch an. In diesem Jahr kommt ein weiterer Besuchermagnet hinzu: Die Vendée Globe, die alle vier Jahre ausgetragene härteste Segelregatta der Welt, startet und endet zum zehnten Mal im Hafen der Stadt. Ein Spektakel, das zusätzliche Touristen anlocken wird.

Doch Les Sables d’Olonne ist kein Einzelfall. Auch andere Regionen in Frankreich kämpfen mit den Folgen des Overtourism. Die Insel Korsika hat bereits Besucherlimits für die Levazzi-Inseln, den Bavella-Gebirgskamm und das Restonica-Tal eingeführt. Der Calanques-Nationalpark bei Marseille, bekannt für seine malerischen Buchten und Strände, lässt im Juli und August nur noch 400 Besucher pro Tag zu. Und an der Küste der Normandie, wo Millionen Reisende die Klippen von Étretat bestaunen wollen, quellen die Mülleimer über, Wanderwege werden zertrampelt und die Kläranlage kommt an ihre Grenzen.

Die französische Regierung hat das Problem erkannt und will gegensteuern. Tourismusministerin Olivia Gregoire hat einen Plan zur Regulierung der Besucherströme an den beliebtesten Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Geplant sind unter anderem eine Überwachungsgruppe für die Branche, um die am stärksten gefährdeten Orte zu identifizieren, sowie Strategien zur Förderung von Besuchen außerhalb der Saison. Auch eine Sensibilisierungskampagne in den sozialen Medien, die „Influencer“ einbezieht, ist im Gespräch.

Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen des Tourismus und dem Schutz der Umwelt und der Lebensqualität der Einheimischen zu finden. Denn eines ist klar: Frankreich braucht den Tourismus, aber nicht um jeden Preis.

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