26.11.2024
Geflügelkonsum in Deutschland: Zwischen Preisdruck und Tierwohl

Geflügels zunehmender Konsum: Preiswert und beliebt, aber zu welchem Preis?

Geflügel erfreut sich in Deutschland steigender Beliebtheit. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 26.11.2024 verzeichnet der Fleisch- und Wurstwarenmarkt ein leichtes Mengenplus, das vor allem durch Hähnchen- und Putenfleisch getrieben wird. Eine GfK-Analyse von 13.000 Haushalten, präsentiert auf dem Deutschen Fleisch Kongress in Mainz, belegt einen Absatzanstieg von Hähnchen-, Rind- und Schweinefleisch um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie die FAZ hervorhebt, spielt der Preis dabei eine entscheidende Rolle.

Diese Entwicklung unterstreicht den Trend, dass Geflügel neben Schwein und Rind zu den meistverzehrten Fleischsorten zählt. Kaufland.de definiert Geflügel als Sammelbegriff für verschiedene Vogelarten, darunter Hühner, Enten, Puten, Gänse und Tauben. Die Popularität von Geflügel basiert unter anderem auf dem geringen Fett- und hohen Proteingehalt. Hühnerfleisch beispielsweise enthält nur rund fünf Prozent Fett und ist reich an Zink, Kalium und Phosphor, so Kaufland.de.

Die steigende Nachfrage nach preiswertem Geflügel hat jedoch auch negative Konsequenzen. Der NDR berichtete am 29.08.2024 über die Zustände in der konventionellen Geflügelmast. Um den Bedarf zu decken, importiert Deutschland mehr Geflügelfleisch als es exportiert, vorwiegend aus EU-Ländern wie den Niederlanden und Polen. Die intensive Mast, die auf schnelles Wachstum ausgerichtet ist, führt zu einer kurzen Lebensdauer der Tiere von nur wenigen Wochen. Die Haltung auf engem Raum verursacht Stress und Verhaltensauffälligkeiten wie Federpicken. Der hohe Keimdruck und die damit einhergehende häufige Antibiotikavergabe erhöhen das Risiko multiresistenter Keime.

Alternativen zur konventionellen Haltung bieten unter anderem die extensive Bodenhaltung, die Freilandhaltung und die bäuerliche Freilandhaltung, die durch EU-Vorgaben geregelt sind. Diese Haltungsformen gewährleisten den Tieren mehr Platz und Auslauf. Auch das Label "Für mehr Tierschutz" des Deutschen Tierschutzbundes dient Verbrauchern als Orientierungshilfe. Bio-Geflügel, das unter strengeren Richtlinien produziert wird, ist laut NDR-Bericht bisher jedoch ein Nischenprodukt.

Unternehmen wie Freiländer Bio Geflügel, spezialisiert auf ökologische Geflügelproduktion, betonen die Bedeutung von Tierwohl, Umweltschutz und Qualität. Auf der Unternehmenswebsite wird die artgerechte Haltung mit viel Platz und Auslauf hervorgehoben. Auch der Naturmetzger Seefried setzt auf artgerechte Tierhaltung ohne Antibiotika und Wachstumsförderer. Diese Beispiele verdeutlichen, dass es Alternativen zur konventionellen Massentierhaltung gibt, die jedoch meist mit höheren Preisen verbunden sind.

Die Entscheidung für günstiges Geflügel hat somit Auswirkungen auf Tierwohl und Umwelt. Verbraucher, denen artgerechte Haltung wichtig ist, müssen bereit sein, mehr zu investieren. Die wachsende Geflügelnachfrage zeigt aber auch ein steigendes Bewusstsein für gesunde Ernährung, da Geflügel als fettarme Proteinquelle gilt. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Trend zukünftig auch die Nachfrage nach nachhaltig produziertem Geflügel beeinflusst.

Quellen:
Weitere
Artikel