19.10.2024
Geothermie und Naturschutz im Dialog: Die Rolle der Haselmaus in Unterbrunn

Nepomuk: Bernd und Bilch am Bohrloch

Im malerischen Fünfseenland, wo Natur und moderne Entwicklung aufeinandertreffen, spielt sich derzeit eine interessante Geschichte ab, die das Verhältnis zwischen Mensch und Tier beleuchtet. Im Mittelpunkt steht die Haselmaus, ein kleines, scheues Tierchen, das sich nun als unerwarteter Störenfried in den Plänen zur Geothermie-Bohrung in Unterbrunn entpuppt hat. Diese Gegebenheiten werfen ein Licht auf die Herausforderungen, die sich aus dem Streben nach nachhaltiger Energiegewinnung und dem Schutz bedrohter Tierarten ergeben.

Die Haselmaus: Ein kleiner Nager mit großer Bedeutung

Die Haselmaus, oft fälschlicherweise als Maus bezeichnet, gehört tatsächlich zur Familie der Bilche und ist eng mit dem Siebenschläfer verwandt. Diese kleinen Tiere sind vor allem für ihre scheue und zurückhaltende Natur bekannt. In den Wäldern rund um das Bohrloch in Unterbrunn leben nur wenige Exemplare dieser seltenen Art, die aufgrund ihrer Lebensweise und Habitatansprüche besonders schutzwürdig sind. So haben die niedlichen Nager in der Vergangenheit kaum Aufmerksamkeit erregt, bis ihre Anwesenheit nun die Geothermie-Pläne in Frage stellt.

Geothermie und ihre Herausforderungen

Die Geothermie gilt als eine der vielversprechendsten Möglichkeiten, nachhaltige Energie zu gewinnen, doch sie steht oft in Konflikt mit dem Naturschutz. Bernd Schulte-Middelich, der Betreiber des geplanten Bohrlochs, sieht sich nun mit der Herausforderung konfrontiert, die Interessen der Haselmaus zu berücksichtigen. Der Nachweis der Haselmaus in dem vorgesehenen Bohrgebiet könnte bedeuten, dass umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Art ergriffen werden müssen, bevor die Bohrungen beginnen können.

Maßnahmen zum Schutz der Haselmaus

Um den kleinen Nager nicht zu gefährden, hat die Firma Silenos, die gemeinsam mit der Gemeinde Gauting an dem Geothermieprojekt arbeitet, verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zunächst wurden spezielle Nistkästen an Eichen und Buchen im Unterbrunner Holz aufgehängt, um den Haselmäusen einen geschützten Lebensraum zu bieten. Zusätzlich werden Brombeeren gepflanzt, die eine wichtige Nahrungsquelle für die Tiere darstellen.

Diese Maßnahmen sind nicht nur ein Zeichen des guten Willens, sondern auch ein notwendiger Schritt, um die Genehmigung für die Geothermie-Bohrungen zu erhalten. Fachleute werden die Nistkästen regelmäßig überprüfen, um sicherzustellen, dass die Haselmäuse sich wohlfühlen und dass die Population stabil bleibt.

Ein weiteres Grundstück für die Natur

Darüber hinaus plant Schulte-Middelich, rund 6000 Quadratmeter Ackerland zu kaufen und aufzuforsten, um einen Ausgleich für das geplante Bohrloch zu schaffen. Diese Fläche entspricht in etwa der Größe eines Fußballplatzes und soll durch nachhaltige Aufforstungsmaßnahmen den Lebensraum der Haselmaus weiter verbessern. Diese Initiative spiegelt das Engagement der Verantwortlichen wider, nicht nur die Geothermie voranzutreiben, sondern auch die Belange des Naturschutzes ernst zu nehmen.

Die Bedeutung des Naturschutzes in der Region

Die Bemühungen um den Schutz der Haselmaus sind Teil eines größeren Trends im Fünfseenland, wo sich viele Gemeinden aktiv für die Erhaltung ihrer natürlichen Umgebung einsetzen. In der Vergangenheit gab es bereits zahlreiche Beispiele, in denen lokale Initiativen ergriffen wurden, um das Wohl von Tieren und Pflanzen zu sichern. So wurden etwa Tunnel für Amphibien in Straßen eingebaut, um sicherzustellen, dass Frösche und Kröten ungehindert zu ihren Laichgewässern gelangen können.

Die Menschen in der Region zeigen ein bemerkenswertes Engagement, wenn es darum geht, die Lebensräume von Tieren zu schützen, selbst wenn dies bedeutet, dass menschliche Aktivitäten eingeschränkt werden müssen. Diese Haltung ist besonders wichtig in einer Zeit, in der der Verlust von Biodiversität weltweit eine große Herausforderung darstellt.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Fortschritt und Naturschutz

Die Situation rund um das Bohrloch in Unterbrunn ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Fortschritt und Naturschutz miteinander in Einklang gebracht werden können. Die Haselmaus mag klein sein, doch ihr Einfluss ist groß genug, um die Pläne für die Geothermie in Frage zu stellen. Die getroffenen Maßnahmen zur Sicherung ihres Lebensraums zeigen, dass es möglich ist, die Bedürfnisse der Natur zu respektieren, während gleichzeitig an einer nachhaltigen Energiezukunft gearbeitet wird.

In einer Welt, die zunehmend von Umweltproblemen geprägt ist, bietet die Geschichte um Bernd und die Haselmaus am Bohrloch einen Hoffnungsschimmer. Sie erinnert uns daran, dass jeder Einzelne, ob Mensch oder Tier, einen Platz auf diesem Planeten hat und dass es in unserer Verantwortung liegt, sowohl die natürlichen Ressourcen zu nutzen als auch die Artenvielfalt zu bewahren.

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